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Medien: Alle liebten Johnny Carson Zum Tode des amerikanischen „Tonight“-Talkers

Johnny Carson war schon cool, noch bevor einer wusste, was cool ist. Zu seiner Zeit, während seiner 30 Fernsehjahre, war dieser Talkmaster lässig.

Johnny Carson war schon cool, noch bevor einer wusste, was cool ist. Zu seiner Zeit, während seiner 30 Fernsehjahre, war dieser Talkmaster lässig. In der „Tonight Show“ beim USSender NBC ging er raus, sprach seine Monologe, plauderte mit Gästen und wünschte dem Publikum „von Herzen eine gute Nacht“. Ganz einfach – ganz schwierig, über 30 Jahre. Carson, 1925 in Iowa, im amerikanischen Herzland geboren, übernahm die „Tonight Show“, nicht unvorbereitet von Jack Paar. Er begann Ende der 40er Jahre bei Regionalsendern in Nebraska, er hatte als Magier, Sketchautor und Moderator von Game Shows drei Essentials gelernt: das Schreiben von Gags, den Umgang mit dem Publikum, den Flirt mit der Kamera.

Flirten konnte er, der sich vier Mal in eine Ehe wagte, der die Augenbrauen kurz in die Höhe zog, wenn der Gag nicht zünden wollte, er konnte seine Talkgäste entspannen, wenn die vor Anspannung zu erstarren drohten. Trotzdem, Carson war kein Kuschel-, kein Schmunzelmonster. Er brachte Vietnam, Watergate oder Frauenaffären von Politikern offen zur Sprache. Seine Souveränität, so urteilte die „New York Times“, machte ihn zum „vielleicht prominentesten Kommentator“ des Landes. Mehr als 20 000 Gäste wurden gezählt, Präsidenten, Schauspieler, Sportler; 1985, nach seinem ersten Wimbledon-Sieg, war Boris Becker im Studio. Johnny Carson glückte die perfekte Halbdistanz. Er „verhaute“ keinen Gast, er streichelte keinen. Carson war charmant, amüsant, er war zu später Stunde in Millionen Haushalten willkommen. In einem „New Yorker“-Porträt wurde seine „Kunst des Erwarteten“ gerühmt.

Vor aller Ironie, wie sie sein direkter Nachfolger Jay Leno oder im deutschen Fernsehen Harald Schmidt pflegen, agierte Carson viel lieber mit einem Lächeln auf den Lippen. Scharfmacher? Wachmacher? Der erste Präsident Bush sagte, Carson habe „Amerika mit Anstand und Stil zum Lachen und Denken gebracht“. Bis 1992 tat er das, als er nach dem Tod seines Sohnes Richard unvermittelt seinen Rücktritt angekündigt hatte. Am Sonntag ist Johnny Carson mit 79 Jahren gestorben. Kein Talkmaster war erfolreicher und wohlhabender. jbh

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