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Medien: Alle Medien schauen auf Erfurt

Am Freitag war auf allen Zufahrtsstraßen nach Erfurt Stau. Bis zum Abend war rund um das Gutenberg-Gymnasium, in der das Verbrechen geschah, kein Parkplatz mehr zu finden.

Am Freitag war auf allen Zufahrtsstraßen nach Erfurt Stau. Bis zum Abend war rund um das Gutenberg-Gymnasium, in der das Verbrechen geschah, kein Parkplatz mehr zu finden. Überall standen Übertragungswagen. Seit Freitag ist Erfurt voller Journalisten. Die meisten sind im Radisson abgestiegen; das Hotel mutierte zur Nachrichtenzentrale.

Der „Stern“ hatte nicht lang mit sich gehadert. 16 Journalisten schickte die Illustrierte am Nachmittag nach Erfurt. Der Verlag chartete extra einen Helikopter. Der „Spiegel“ hatte zufällig gerade eine Gerichtsreporterin in Erfurt. Sie beobachtete den Prozess einer jungen Frau, die angeklagt ist, ihre Schule angezündet zu haben. Sie war nicht zum Abitur zugelassen worden. Mitten in die Verhandlung platzte die Nachricht vom Amoklauf. Viele der beim Prozess anwesenden Schüler hatten Verwandte und Bekannte in dem Erfurter Gymnasium. Zusätzlich schickte der „Spiegel“ sieben Journalisten hinterher, dazu einige Fotografen. Am späten Nachmittag entschloss sich das Magazin, nicht die geplante Geschichte über Schröders Ein- Mann-Wahlkampf, sondern „Tod in der Schule“ zum Titel zu erheben. Sonnabendfrüh um halb sechs ging die letzte Seite in Druck. Auch „Bunte“ schickte drei Reporter nach Erfurt. Um acht Seiten wird das Heft erweitert. „Bunte“ und „Stern“ hoffen, noch am Dienstag zu erscheinen – zumal am Mittwoch Feiertag ist.

Das ZDF überzeugte am Freitagabend mit einem „JBK Spezial“. Vier Alternativen hatte die Redaktion erwogen, erzählte Johannes B. Kerner am Sonnabend: Die normale Sendung zu fahren, sie ganz ausfallen zu lassen, vom Studio in Hamburg aus per Schalte Gespräche mit Leuten in Erfurt zu führen oder „unter katastrophalsten Produktionsbedingungen“ eine Sondersendung zu machen. Um 18 Uhr entschied sich das ZDF für Letzteres. Eine journalistische Entscheidung. „Mit null Vorbereitungszeit“ stemmte der sonst wenig krisenerfahrene Kerner die 40-Minuten-Sendung. Lediglich zwei Leute flogen am Nachmittag nach Erfurt, um vorzuarbeiten. Das restliche Dutzend flog um kurz vor 20 Uhr nach Erfurt, Ankunft war um fünf vor neun. Dem Thema und Geschehen angemessen führte der ansonsten auf Unterhaltung spezialisierte Kerner Gespräche mit einem Seelsorger, einem elfjährigen Jungen, Ministerpräsident Bernhard Vogel und dem Polizeichef. 2,3 Millionen Zuschauer haben die Sendung gesehen. Ulrike Simon

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