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Medien: Allein unter Zicken

Ein altes Thema: zwei Frauen und ein Mann. Der ZDF-Zweiteiler „Freundinnen für immer“ setzt es besonders klischeehaft um

Bei all dem Gezicke, der Stutenbissigkeit und den schlangengleich gesponnenen Intrigen, die man Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts nachsagt, ist eine langlebige Frauenfreundschaft schon ein faszinierendes Thema. Besonders wenn noch ein Mann mitspielt: Schon Marlene Dietrich hat die möglichen Verwicklungen eines solchen Verhältnisses in „Wenn die beste Freundin“ besungen: „Wenn ich dich nicht hätte… Es ist kaum noch auszuhalten, wie gut wir uns vertragen, nur mit einem vertrag’ ich mich noch so gut, mit meinem süßen kleinen Mann. – Jahaa, mit deinem süßen kleinen Mann…“, entgegnet die Duettpartnerin; kurz darauf werfen sich der süße kleine Mann, die Frau und die beste Freundin Betrug vor, um sich schließlich wieder zu vertragen.

So oder ähnlich lässt sich auch die Geschichte von „Freundinnen für immer“ zusammenfassen (heute und Montag, 20 Uhr 15 im ZDF). In dem Zweiteiler nach dem Buch von Bestseller-Autorin Annemarie Schoenle sind Martina Jakob (Jennifer Nitsch) und Eva König (Susanna Simon) seit Kindertagen beste Freundinnen. Während Eva Chaos verbreitet und sich mit Gelegenheitsjobs durchschlägt, ist Martina zuverlässige Büroleiterin und allein erziehende Mutter – sie räumt das Chaos weg. So meistern die beiden alle Lebenskrisen. Bis sie sich in denselben Mann verlieben und auch noch ernsthafte Geldprobleme auftreten.

Wie gesagt, ein faszinierendes Thema, aber in dieser Version übertrieben und vorhersehbar. Die Darsteller sind allesamt tüchtig, Nitsch und Simon sind schön, taff und witzig, Horst Janson ist als Martinas Vater und überzeugter „Laissez-faire“-Anhänger eine wahre Freude und Tim Bergmann wird seinem Image als Frauenschwarm gerecht. Aber die Figurenzeichnung ist derart platt und eindimensional, dass es einem richtig Leid tut um all den Aufwand. Martina Jakob ist immer immer immer vernünftig, nur in ihren inneren Monologen erfährt man von ihren Selbstzweifeln. Die beste Freundin Eva zeichnet sich durch Sprunghaftigkeit aus, ist himmelhochjauchzend oder aber, beinahe buchstäblich, zu Tode betrübt. Sie haut auf den Putz, kümmert sich nicht um Arbeitszeiten, und wenn sie morgens verkatert aufwacht, zieht sie sich als Erstes noch im Bett den Lippenstift nach.

Besonders nach dem ersten Teil fragt man sich konsterniert: Ja und? Wo ist der Sinn? Gottseidank gibt es noch den zweiten Teil, in dem die Figuren etwas über ihre eigene Plattheit hinauswachsen. Hier wären eine nachvollziehbare Entwicklung und eine spannende Handlung möglich, aber leider hagelt es dann in einem Maß Schicksalsschläge, dass auch das schwierig wird. Schade. Die Dietrich bringt es pointierter. Und braucht dazu nur drei Minuten und sechs Sekunden.

Lena Bodewein

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