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Medien: Am Ball vorbei

VORSICHT! WERBUNG Wenn Deutschlands Fußballer zu einer WM anreisen, herrscht in der Werbung das Prinzip Hoffnung.

VORSICHT! WERBUNG

Wenn Deutschlands Fußballer zu einer WM anreisen, herrscht in der Werbung das Prinzip Hoffnung. Könnte ja sein, dass es diesmal keine Haue von Kroatien oder anderen Fußballzwergen gibt. Sondern ein zweites Rom. Also hängen sie sich an den Ball – die Postbank, Bifi, Yellow Strom usw. Doch viele Unternehmen haben dazugelernt und überlassen das Spielfeld bereitwillig Konkurrenten, die nur bis zur Eckfahne denken können. BMW etwa hält sich aus dem Fußballgeschehen konsequent raus. Eine kluge Entscheidung. Wer feine Karossen verkaufen will, sollte tunlichst vermeiden, sich eine prollige Sportart wie Fußball an die Backe zu kleben.

Sicher, falls Klose & Co. wider Erwarten den WM-Titel erkickern, bekommt auch der Mercedes-Stern auf den deutschen Trikots ein bisschen vom Glanz ab. Aber es ist ein gröhlender und besoffener Glanz. Kriegen die Deutschen von Kamerun morgen was auf die Mütze, bleibt nur der Alkohol. So geht es allen Produkten, die glauben, sich vom Fußballspiel einen Kick holen zu können. Doch selbst auf der Seite der Sieger machen sie keine gute Figur. Wenn sich Yellow- Strom indirekt mit dem WM-Titel brüstet, wirkt das allenfalls lächerlich. Außerdem ist das vermeintliche Großereignis nach wenigen Tagen vergessen. Umso mehr, als es Franzl Beckenbauer aus Obergiesing immer wieder gelingt, den gelben Strom schön alt und staubig zu machen. Nämliches schafft auch Uwe Seeler für AOL. Nichts gegen verdiente Altfußballer, aber Uns Uwe macht als WM-Plaudertasche den Internetdienstleister allenfalls in besseren Seniorenheimen attraktiv. Darum dieser Rat an alle Tagesspiegel-Leser: Freuen Sie sich über jedes schöne WM-Spiel. Die Werbung drum herum – ob in den Stadien oder im TV – nehmen Sie ohnehin nicht wahr. Reinhard Siemes

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