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Gruppenbild mit Kanzlerin. Angela Merkel feiert mit der Jogi-Truppe den WM-Einstand. Foto: Guido Bergmann/AFP

© AFP

Angela Merkel goes WM 2014: „Muttivation“ in der Kabine

Fernsehbilder und Fotos: Kanzlerin Angela Merkel nutzt die Fußball-WM für sehr viel Eigen-PR.

Es kann nicht anderes, es muss Bewunderung sein. Bundeskanzlerin Angela Merkel, vom US-Magazin „Forbes“ gerade zum vierten Mal in Folge zur mächtigsten Frau der Welt gekürt, ist der „Superfan“ der Fußball-WM in Brasilien. Zwar hat sich die Fifa geschworen, dass es bei diesem Turnier deutlich weniger Kamerablicke auf die Vip-Tribünen geben soll als noch 2010 und 2006, aber als die sommerlich-schick gekleidete Regierungschefin der deutschen Elf beim Auftaktspiel gegen Portugal die Daumen drückte, war Merkel mehrfach im Livebild. Der neben ihr sitzende Fifa-Präsident Sepp Blatter wurde bei der Partie gar nicht gezeigt. Der Mann hat weniger Fans, als er Feinde hat.

Ein Konzert der Buhs und Bähs will die Fifa nicht übertragen, sie will 90 Minuten Begeisterung. „Es ist schön, eine Aufnahme von den Vip-Tribünen zu haben“, sagte Niclas Ericson, TV-Direktor im Fußball-Weltverband. Aber „der Fokus liegt auf dem Geschehen auf dem Platz.“

Kohl kam auch schon in die Kabine, Schröder blieb draußen

Für die 59-jährige Kanzlerin hat sich die Reise nach Brasilien gelohnt. Merkel in rotem Blazer, weißer Hose, Merkel im Siegesjubel, Merkel in Anspannung – und das vor 26,32 Millionen Zuschauern. Die erste Frau im Staate fiebert mit der Jogi-Truppe, eine fantastische Meldung fürs Wahlvolk, oder? Ihre Vorgänger im Kanzleramt haben es nicht anders gemacht: Helmut Kohl (CDU) und Gerhard Schröder (SPD) saßen auch in den WM-Stadien. Zwölf Freunde müsst ihr sein, und einer davon bin ich. Als ob das nicht genug wäre der Anteilnahme, hatte Kohl bei großen Turnieren die merkwürdige Sitte eingeführt, dass der Kanzler und später die Kanzlerin der Union – Schröder blieb 2002 vor der Tür – nach Spielschluss in die Mannschaftskabine gehen. „Eng“ war’s, erinnerte sich Mehmet Scholl an das Treffen mit dem „Schwarzen Riesen“ nach dem siegreichen EM-Finale 1996.

Die WM 2014 markiert einen neuen Höhepunkt im eigentlichen Sperrgebiet der Umkleide. Lukas Podolski postete ein „Selfie“-Foto von sich und der Kanzlerin, der er den Arm auf die Schulter gelegt hatte, Das Kumpelmotiv, meldet Facebook Deutschland, wurde über 13 Millionen Mal gesehen. Was der „Poldi“ kann, das kann Steffen Seibert schon lange. Der Regierungssprecher, dessen Chef übrigens Merkel ist, twitterte ein Gruppenfoto der Mannschaft mit der Kanzlerin, das der Fotograf der Bundesregierung Guido Bergmann – so viel Planung muss sein – in der Kabine geschossen hatte. Das ist Mutti, das ist ihre Mannschaft, das ist „Muttivation“. Nach der Fernseh-PR kommt die Eigen-PR, doppelt haftet besser. Auch dieses Foto machte millionenfach die Runde.

Was Merkel in ihrer „Kabinenpredigt“ gesagt hat, ist nicht überliefert. Aber sie hat ja „Poldi“, ihren neuen Nebenregierungssprecher. „Sie hat gesagt, dass sie zum Finale wiederkommt,“ plauderte er das „Staatsgeheimnis“ aus. Vorausgesetzt, Deutschland kommt ins Endspiel. Eine Kanzlerin nimmt sich nur dann WM-Auszeit, wenn sie will – und es sich lohnt. Manche sammeln Panini-Bilder, „Angie“ sammelt Sympathiepunkte.

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