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Holocaust-Opfer. Anne Frank starb im März 1945 im KZ Bergen-Belsen. Foto: imago

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Anne-Frank-Film: ZDF will auf Erbenvertreter zugehen

Das ZDF geht auf den Anne-Frank-Fonds zu. Den geplanten Film soll es nur mit Einwilligung der Erbenvertreter geben. Ob das mit Oliver Berben als Produzent funktioniert, ist ungewiss.

Das ZDF macht einen Rückzieher. Zumindest vorerst. „Ohne Einwilligung des Anne-Frank-Fonds wird es keinen Anne-Frank-Film geben. Das hat mir Intendant Thomas Bellut zugesagt“, erklärte Yves Kugelmann, Stiftungsratsmitglied des in Zürich ansässigen Anne-Frank-Fonds, der als weltweiter Universalerbe der Familie eingesetzt wurde. Anne Frank, mit der Familie 1934 von Frankfurt/Main nach Amsterdam ausgewandert, war im März 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen gestorben. Zuvor hatte sie sich mit ihrer Familie in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckt gehalten, wo sie ihre Erlebnisse und Gedanken in einem Tagebuch aufschrieb. Zum 70. Todestag Anne Franks im März 2015 konkurrieren zwei Projekte – das des ZDF und eine Kinoversion, für die Yves Kugelmann steht. Den ZDF-Film will Produzent Oliver Berben realisieren.

Oliver Berben werde Anfang Februar beim Anne-Frank-Fonds das Projekt vorstellen, teilte das ZDF dem Tagesspiegel auf Anfrage mit. Intendant Bellut habe mit Yves Kugelmann Kontakt aufgenommen, „um mögliche Missverständnisse auszuräumen“. Das ZDF wolle nämlich mit dem Fonds ein Einvernehmen herstellen. Die Drehbücher würden dann dem Fonds zur Einsicht zur Verfügung gestellt. „Sollte sich dabei herausstellen, dass Rechte berührt werden, so will das ZDF darüber eine Verständigung herbeiführen“, teilte der Sender mit. Heißt: Das ZDF setzt Produzent Berben erheblich unter Druck. Er muss dem Sender wie dem Anne-Frank-Fonds nachweisen, dass er sein Filmprojekt ohne Rechte am berühmten Tagebuch realisieren könne. „Wir verhandeln Rechte für Lizenzen oder Archiv oder Werke nie über die Öffentlichkeit. Im aktuellen Fall reagieren wir auf eine von Oliver Berben lancierte öffentliche Ankündigung. Als Erbengemeinschaft, Universalerbe, Rechteinhaber und Repräsentant der Familie, der auch Persönlichkeitsrechte vertritt, haben wir reagiert“, sagte Kugelmann.

Die weltweite Lizenz für einen deutschsprachigen Spielfilm hat der Fonds bereits „exklusiv“ an die Produktionsfirma AVE, ein Unternehmen der Verlagsgruppe von Holtzbrinck, und die Firma Zeitsprung Pictures vergeben. Nach dem Drehbuch von Fred Breinersdorfer („Sophie Scholl – Die letzten Tage“) soll ein Projekt entstehen, das auch international Aufmerksamkeit bekommt. Etwa zeitgleich wie der Kinofilm planen Berben und das ZDF jedoch, eine Miniserie über Anne Frank zu starten.

Der Anne-Frank-Fonds wirft der Fernsehanstalt und Berben „respektloses Verhalten“ vor, Sender und Produzent würden gegen „Fairness und Anstand“ verstoßen, denn der Fonds habe dem Projekt nicht zugestimmt, eine Anfrage bei ihm als Rechteinhaber habe es nicht gegeben. Stattdessen würden Berben und das ZDF „mit der Brechstange“ vorgehen.

Eine Zusammenarbeit mit dem Mainzer Sender schließt Kugelmann generell nicht aus. „Alle eintreffenden Anträge werden geprüft“, sagte er dem Tagesspiegel – was wohl bedeutet, dass der Sender sich beim Fonds überhaupt erst einmal um die Rechte bemühen soll. Doch wirkt es so, als ob auch der Produzent als nicht passend vom Fonds empfunden wird. „Dort, wo dies gegeben ist, arbeiten wir mit seriösen, integren Produzenten, Verlagen oder Sendern zusammen“, sagte Kugelmann. Und an einer Zusammenarbeit mit Berben hat der Fonds offensichtlich kein Interesse.

AVE und Zeitsprung wiederum dürften an einer Kooperation mit einem Sender interessiert sein. Die ARD teilte mit, das Projekt zwar zu kennen, doch ob es zu einer Zusammenarbeit mit AVE und Zeitsprung komme, stehe noch nicht fest. Abgeneigt scheint die ARD nicht zu sein. Sonja Álvarez/Joachim Huber

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