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Preiswerte Alternative: Weit über 30 TV-Programme können in Berlin über DVB-T empfangen werden. Foto: dpa

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Antennenfernsehen DVB-T: RTL stellt Rückzug in Frage

Anfang 2013 kündigte RTL den Rückzug vom digitalen Antennenfernsehen an. Nun will die Sendergruppe über 2015 hinaus an DVB-T festhalten - unter bestimmten Bedingungen.

Die Zukunft des digitalen Antennenfernsehens sieht wieder etwas rosiger aus: Die Privatsendergruppe RTL erwägt, den angekündigten DVB-T-Rückzug ausfallen zu lassen. RTL hatte angekündigt, sich Ende 2014 komplett aus der terrestrischen TV-Versorgung zu verabschieden. Durch den Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD habe sich die Situation nun jedoch in entscheidenden Punkten geändert. Konkret bezieht sich RTL auf jene Passage im Koalitionsvertrag, die sich mit der Frequenzplanung beschäftigt. So habe sich die große Koalition darauf verständigt, bei der Frequenzplanung die Voraussetzungen für den Umstieg auf DVB-T2 zu erhalten. „Nachdem Bund und Länder es in den vergangenen zwei Jahren versäumt hatten, die für uns notwendige Planungssicherheit für eine Fortsetzung der terrestrischen Fernsehverbreitung zu schaffen, begrüßen wir dieses deutliche Signal der Politik. Es ist ein erster wichtiger Schritt, um diesen Verbreitungsweg neu zu bewerten“, sagte Tobias Schmid, Bereichsleiter Medienpolitik der Mediengruppe RTL Deutschland. In Bayern hatte die RTL-Gruppe ihre DVB-T-Ausstrahlung bereits im August eingestellt. Die Konkurrenten von Pro Sieben Sat 1 hatten sich hingegen für die bundesweite Beibehaltung des Antennenfernsehens ausgesprochen.

Das vor zehn Jahren eingeführte digitale Antennenfernsehen wird besonders in Ballungsräumen als Alternative zum Empfang über Kabel und Satellit angesehen. In Berlin, wo weit über 30 TV-Kanäle über DVB-T übertragen werden, schauen 22 Prozent der Haushalte über diesen Verbreitungsweg fern. Allerdings ist die derzeitige Technik an ihre Grenzen gestoßen. Erst mit dem Nachfolgestandard DVB-T2 ist die Ausstrahlung von HD-Programmen sowie die von den Privatsendern geforderte Verschlüsselung des Signals möglich. ARD und ZDF planen, DVB-T2 von 2017 an einzuführen.
Für Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) kommt es insbesondere darauf an, dass es danach weiterhin ein Basisangebot gibt, das frei und ohne Zusatzkosten zu empfangen ist. „Als Kabel light würde DVB-T2 für die Verbraucher an Attraktivität verlieren“, sagte Hege. Für den DVB-T2-Empfang sind allerdings neue Geräte notwendig. Es müsse darum die Frage gestellt werden, ob sich der Umstieg noch lohnt, wenn im Jahr 2020 in den Ballungszentren die geplante Versorgung mit Breitband-Internet verfügbar ist.
Eine endgültige Entscheidung über das weitere DVB-T-Engagement will RTL im kommenden Jahr fällen. Zunächst wird „die Verlängerung der Zuweisung der DVB-T-Frequenzen über das Jahr 2014 hinaus“ beantragt. Als die Sendergruppe zu Anfang dieses Jahres den DVB-T-Ausstieg angekündigt hatte, war dies mit drei Punkten begründet worden. Die fehlende Planungssicherheit sei nun durch die Ausführungen im Koalitionsvertrag beseitigt worden, sagte ein Sendersprecher auf Nachfrage. Ein zweiter Kritikpunkt betrifft weiterhin das Wettbewerbsrecht, das nach Auffassung von RTL die deutschen Sender gegenüber internationalen Investoren benachteiligt – wie unter anderem beim Verbot einer gemeinsamen Mediathek der Privatsender. Dass die neue Bundesregierung eine gemeinsame Bund-Länder-Kommission gründen wolle, die sich mit Fragen von Medienordnung und Wettbewerbsrecht beschäftigen soll, zeige, dass es in diesem Feld zumindest Bewegung gibt.
Die Entscheidung für oder gegen die weitere DVB-T-Nutzung hängt für RTL allerdings auch von einem dritten Punkt ab: den wirtschaftlichen Konditionen. Die Aufwendungen für das Antennenfernsehen sind erheblich höher als für Kabel oder Satellit. Darüber muss sich RTL allerdings mit Media Broadcast unterhalten. Das Unternehmen beitreibt in Deutschland 180 DVB-T-Sender. Kurt Sagatz

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