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Comedian Oliver Polak erklärt: "Auf den Kontext kommt es an." und geht im Kontext dann über alle Grenzen.

© SCREENSHOT TSP

"Applaus und raus": Eine Provokation zu viel

Nach Kritik an Oliver Polaks Sendung passen die Macher von "Applaus und raus" ihre Hashtags und Twitterprofile an. Wer den Sender auf Twitter kritisierte, wurde geblockt.

Mit der Sendung „Applaus und raus“ will ProSieben die Lücke füllen, die Stefan Raab hinterlassen hat. Comedian Oliver Polak springt hart mit den Gästen um: wer ihn langweilt, fliegt raus. Jetzt ist erst einmal ein eigener Gag von „Applaus und raus“ rausgeflogen – auf Twitter. Dort hatte Polak für seine Sendung den Twitter-Namen @GastoderSpast verwendet und auch mehrfach als Hashtag benutzt. Als Comedian ist Polak mit seinem Programm „Ich darf das – ich bin Jude“ unterwegs und will nach eigener Aussage keine Randgruppe auslassen.

Doch schon in der Sendung erntete Polak Kritik für den Hashtag #GastoderSpast. Erste Kritikerin war die Spiegel-Online-Kolumnistin Margarete Stokowski, die als Gast in die Sendung eingeladen wurde und den Ausspruch schwierig fand. „Es kommt auf den Kontext an“, rechtfertigte sich Polak. Für ihn seien selbst rassistische Witze unter gewissen Bedingungen in Ordnung. „Ein Witz darf rassistisch sein, die Frage ist, ob ihn ein Rassist erzählt“, sagt er und will sich seine Sprache nicht diktieren lassen. Doch der Kontext der Sendung kommt auf Twitter nicht an. Viele Nutzer empfinden den Ausdruck Spast als Diskriminierung.

Gegen Diskriminierung im Alltag

Ilja Seifer vom „Allgemeinen Behindertenverband in Deutschland“ kommentiert knapp: „Das ist einfach geschmacklos.“ Lilian Masuhr vom Projekt Leidmedien.de sagt:„Mit dem Konzept, dass Gäste, die den Moderator langweilen dann einfach zum ,Spast‘ erklärt und rausgeschmissen werden, wird der Begriff wieder als Schimpfwort salonfähig. Egal wie der Gast vorher schon beleidigt wurde, ein ,Spast‘ zu sein, wird jedes Mal zur größten Beleidigung.“ Damit würden nicht nur Menschen diskriminiert, die eine Spastik haben, sondern auch das aktuell so wichtige Engagement gegen Hate Speech in den Sozialen Medien geschwächt. Das Projekt Leidmedien kooperiert mit der „Aktion Mensch“ und will Tipps für eine diskriminierungsfreie Berichterstattung geben.

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ProSieben kann Aufregung nicht verstehen

„Das Wort zum Dienstag: Die moralische Entrüstung ist der Heiligenschein der Scheinheiligen“, twitterte ProSieben. Die Mehrheit der Kritiker hätten „die Sendung nicht gesehen und können sie deshalb auch nicht verstehen“, wurde dem Tagesspiegel auf Nachfrage mitgeteilt. Auch Polak sieht sich zu Unrecht kritisiert:

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Twitternutzern, die mit Verweis auf den Hashtag #GastoderSpast Kritik übten, wurde ihre Accounts vom Social Mediateam von ProSieben geblockt, so dass sie die Tweets des Senders nicht mehr sehen konnten. Die Änderung des Twitter-Namens in @Applausundraus zeigt indes, dass die Kritik nicht ganz am Sender vorbeiging. Am Inhalt der Sendung wird das allerdings wenig ändern.

Daniel Lücking

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