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Til Schweiger stellte in Hamburg den neuen „Tatort“ vor. Mit seiner Rolle als Kommissar Nick Tschauder will er einen neuen Typ Ermittler etablieren.

© dpa

ARD-Chef Lutz Marmor: „Mehr Freiheit im Netz“

Warum gibt es den "Tatort" nur sieben Tage in der Mediathek? fragt ARD-Chef Lutz Marmor und wünscht sich Regeln, die den geänderten Sehgewohnheiten der Zuschauer gerecht werden.

Herr Marmor, in der Regel darf beispielsweise ein „Tatort“ bis sieben Tage nach der Ausstrahlung in der ARD-Mediathek verfügbar sein. Muss diese Verweildauer nicht deutlich erweitert werden?

Es wäre begrüßenswert, wenn wir insgesamt mehr Freiheiten im Netz hätten. Schwierig ist zum Beispiel, dass wir eingekaufte Serien nicht in unsere Mediatheken stellen dürfen. Der Nutzer versteht nicht, warum er „Sherlock“ nicht online sehen kann, wenn er die Serie verpasst hat. Und da haben es Video-on-Demand-Anbieter wie Netflix einfacher. Die Ministerpräsidenten haben erkannt, dass die gesetzlichen Verweildauern nicht dem aktuellen Nutzerverhalten entsprechen. Wir brauchen dafür mehr Freiheiten im Netz, sonst macht ein reines Online-Angebot keinen Sinn.

Foto: NDR
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© NDR/David Paprocki

Die Regelungen und die Praktiken zur Verweildauer sind undurchsichtig. Müssen für den Erfolg der Mediatheken und für die Nutzer nicht glasklare Regeln her?

Das bisherige Verweildauerkonzept ist in der Tat sehr kompliziert. So sind Sportangebote beispielsweise aufgrund rundfunkrechtlicher Vorgaben nur kurze Zeit abrufbar, kultur- und zeitgeschichtliche Inhalte hingegen unbefristet. Dies zu vereinfachen wäre nicht nur für die Nutzer sinnvoll, auch für die Redaktionen fielen die komplizierten Regelungen weg. Natürlich wollen wir interessante und vielfältige Angebote in den Mediatheken bieten. Dennoch müssen unterschiedliche Interessen berücksichtigt werden. Häufig geht es um Rechtefragen, nicht nur bei Auftragsproduktionen, sondern auch bei Musik- oder Archivmaterial. Das macht es nicht einfach.

Wie sehr ist für die ARD-Sender die Bedeutung der Mediatheken gewachsen?

Tatsächlich schauen die meisten Menschen mit weitem Abstand weiterhin Fernsehen linear. Dennoch nimmt die zeitunabhängige Nutzung von Sendungen spürbar zu, gerade bei Jüngeren. Der „Tatort: Im Schmerz geboren“ wurde mehr als 340 000 Mal im Netz abgerufen. Entsprechend werden für uns die Mediatheken wichtiger. Mediatheken sind ja auch nicht nur dafür da, einen verpassten Film zu sehen, sondern sie sind auch Fenster zu unserem vielfältigen Angebot. Beim Surfen durch unsere Mediatheken kann man Interessantes entdecken.

Lutz Marmor ist Intendant des Norddeutschen Rundfunks und ARD-Vorsitzender. Mit ihm sprach Joachim Huber.

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