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ARD: Ein Mann und sein Preis

Frauenversteher Günter Struve verdient „Saure Gurke“, ein Medienpreis für besonders frauenfeindliche Leistungen. Struve ist stolz auf seine Auszeichnung, denn die Zuschauer geben ihm Recht.

Wie zynisch das klingen muss. Günter Struve, der ARD-Programmdirektor, ist „stolz“ darauf, dass er die „Saure Gurke“ bekommen hat. Der Preis wird von den Medienfrauen von ARD, ZDF und ORF jährlich vergeben, und zwar für besonders frauenfeindliche Leistungen in den Medien. Struve hatte nach eigener Aussage seit Jahren nach der Vergabe der „Sauren Gurke“ gelechzt. „Ein Preis, auf den ich lange gewartet habe“, sagte Struve, der Ende Oktober aus dem Amt scheidet. „Dass ich für die ,Einführung frauenaffiner Stoffe im öffentlich-rechtlichen Fernsehen‘ ausgezeichnet wurde, macht besonders mich stolz.“

Die Teilnehmerinnen des 31. Herbsttreffens der Medienfrauen hatten die Verleihung damit begründet, Struve habe vom Aussterben bedrohte Rollenklischees „erfolgreich reanimiert“. Sie fänden sich inzwischen an immer mehr Abenden zur besten Sendezeit in Werken wie „Liebe nach Rezept“ oder „Der Traum ihres Lebens“ und in „Ein Wink des Himmels“ aus der Reihe „Der Arzt vom Wörthersee“: „die hingebungsvolle Ärztin und ihr intrigantes Gegenstück, die fürsorgliche Therapeutin, die lebenskluge Großmutter, die mutige Postbotin, die erfolgreiche Managerin, die blonde, tief dekolletierte Sekretärin“.

Die Beobachtungen der fernsehkritischen Medienfrauen stimmen. Was die ARD insbesondere am Freitagabend oder das ZDF am Sonntag mit den Pilcher- und Lindström-Filmen aufs Publikum loslässt, das grenzt an Körperverletzung und Beleidigung heutiger Frauen. Ebenso richtig ist, dass Zuschauerinnen, die übrigens die Mehrheit im Publikum stellen und deswegen sorgsam betreut werden müssen, diese „Süßstoffbomben“ fürs Gemüt goutieren. Die stets erneuerte Marktführerschaft des Ersten im deutschen Fernsehen beruht in wesentlichen Teilen auf dem Einschaltverhalten von Frauen. Struve akzeptiert das und bedient diese Erwartung. Das macht den erklärten Frauenversteher nicht zum Zyniker, sondern zum Realisten. Insofern hat die „Saure Gurke“ den richtigen Preisträger gefunden. Struve macht „frauenaffines Fernsehen“, und er macht es gerne. Diesem homme à femmes steht es nicht an, Frauen zu verweigern, was Frauen wollen.

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