zum Hauptinhalt

ARD: Neuer Programmdirektor geht "Problemzonen" an

Im November wird die ARD einen neuen Programmdirektor bekommen. Mit großen Veränderungen ist allerdings vorerst kaum zu rechnen, dafür mit einigen Schönheitskorrekturen.

Volker Herres, vom 1. November an neuer ARD-Programmdirektor, will zu Beginn seiner Amtszeit einige Korrekturen vornehmen. "Wir haben keinen Grund zu radikalen Veränderungen", sagte der 51-Jährige. "Aber wir haben ein paar Problemzonen, mit denen wir uns beschäftigen müssen." Herres wird in der Programmdirektion in München die Nachfolge des seit 1992 amtierenden Günter Struve (68) antreten. Bislang fungierte der gebürtige Cuxhavener als Programmdirektor Fernsehen beim Norddeutschen Rundfunk (NDR). Vorgänger Struve geht in Ruhestand.

Herres will sich für einen einheitlichen Starttermin der Nachrichtensendung "Tagesthemen" im Wochenverlauf um 22.15 Uhr einsetzen. "Durch die Platzierung des Polittalks 'Hart aber fair' am Mittwoch um 21.45 Uhr werden die 'Tagesthemen' erst um 23.00 Uhr ausgestrahlt, dass ist ein echter 'Schönheitsfehler', den wir bei passender Gelegenheit beseitigen müssen", sagte Herres. Es gebe eine "Fülle von Möglichkeiten, aber keine Lösung ist schmerzfrei". Am Termin um 22.15 Uhr für die "Tagesthemen" werde sich jedoch nichts ändern.

"Made in Germany"

Kopfzerbrechen bereitet dem "Ersten" auch die zuschauerschwache Zeit um 18.50 Uhr an Werktagen zwischen dem "Marienhof" und Jörg Pilawas Quiz. Man werde da vom kommenden Jahr an fiktionale, langlaufende Serien mit "gesellschaftlich relevanten Stoffen" platzieren. Den Anfang macht die Produktion mit dem Arbeitstitel "Made in Germany". Sie soll vier Mal in der Woche zu sehen sein. Das anschließende "Quiz mit Jörg Pilawa" soll weiterlaufen. "Wir sind mit Pilawa in guten Gesprächen", sagte Herres. "Im nächsten Jahr wird sich hier nichts ändern. Falls er sich von diesem Format wirklich mal verabschieden sollte, werden wir darüber nachdenken, was passiert. Eine Entscheidung fällt aber erst im übernächsten Jahr. Aber auch ohne ihn muss es nicht zwangsläufig kein Quiz mehr geben."

Die Sportschau bleibt am angestammten Sendeplatz

Für die Fußball-Fans soll es laut Herres auch von der Saison 2009/2010 an die "Sportschau" am angestammten Sendeplatz samstags ab 18 Uhr geben. Zuletzt bemühte sich nach Medienberichten auch Premiere-Teilhaber Rupert Murdoch um die Rechte fürs frei empfangbare Fernsehen. Sat.1 könnte ein möglicher Partner sein. "Es geht um die Frage, wie die Torte aufgeteilt wird zwischen Pay- und Free-TV", so Herres. "Die 'Sportschau' hat sich gut entwickelt, sie wird nicht nur von männlichen Fans, sondern auch zunehmend von Frauen gesehen. Das wird auch in der Deutschen Fußball-Liga erkannt." Mit dem gerade vom Pay-TV-Sender Premiere in der Vergangenheit geforderten Szenario, die ARD solle sich auf eine Zusammenfassung ab 22 Uhr beschränken, rechne er nicht.

"Jauch und die ARD passen glänzend zueinander"

Auch den Montagabend hält Herres im ARD-Programm für verbesserungswürdig. Sowohl Serien als auch Dokumentationen erzielten zuletzt Marktanteile unter dem ARD-Niveau von 13 bis 14 Prozent. Als Ursache macht Herres dafür unter anderem Günther Jauchs RTL-Quiz "Wer wird Millionär?" aus. Wäre der RTL-Moderator, der der ARD Anfang 2007 eine Absage erteilte, nicht wieder ein Thema fürs "Erste"? "Das Schöne am Leben ist: Es ist ergebnisoffen", sagte Herres. "Das gilt auch für diesen Fall. Jauch und die ARD passen glänzend zueinander und ich glaube, er empfindet das auch so." Als Polittalker komme er zwar nicht in Frage ("Wir haben zwei erfolgreiche Polittalks.") - "Aber er ist in vielen Formaten denkbar".

Carsten Rave[dpa]

Zur Startseite