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Medien: Asche auf Amerika

Pro 7 lässt einen „Supervulkan“ ausbrechen

Nervös wird Richard Lieberman, der Chef-Wissenschaftler vom Yellowstone Volcano Observatory, erst, als Wendy Reiss von der US-Homeland-Security von ihm wissen will, was sie von den Zeitungsberichten über den möglichen Vulkanausbruch im sonst so idyllischen US-Naturschutzreservat halten soll. Der Zuschauer von „Supervulkan“ ahnt zu dieser Zeit längst, dass in dieser Koproduktion von BBC und Pro 7 nicht nur mit den theoretischen Möglichkeiten eines gigantischen Vulkanausbruchs gespielt wird. „Was wissen Sie von Super-Eruptionen?“, fragt Lieberman seine Besucherin und zeigt ihr ein Computermodell der Magma-Blase mit einer Fläche von der Größe Tokios, die sich unter dem Nationalpark mit den attraktiven heißen Quellen und seinen Geysiren ausbreitet. Wenn dieser Supervulkan explodiert, demonstriert der Wissenschaftler mit einer Simulation, werden die Auswirkungen vom Nationalpark im Westen Amerikas bis hin zur Ostküste zu spüren sein. Und der nächste Big Bang ist nur eine Frage der Zeit: Ausgehend von den letzten Ausbrüchen, ist der Supervulkan seit 40 000 Jahren überfällig.

Das Gebiet des Yellowstone Nationalparks gehört tatsächlich zu den tektonisch aktivsten der Erde. Mehrere tausend kleiner und kleinster Beben werden dort in jedem Jahr registriert. Die Chance für einen Supervulkan stehen zwar nur 600 000 zu eins, gibt auch Pro 7 zu, doch nach diesem Doku-Drama kann man sich nur schwer vorstellen, seinen nächsten Urlaub dort zu verbringen. Da sind zum einen die wissenschaftlichen Fakten. Die BBC hat für das Szenario eigens eine Studie in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Käme es in Yellowstone zu einem Supervulkan-Ausbruch, so könnte dort die Energie von 1000 Hiroshima-Bomben freigesetzt werden, eine Milliarde Menschen könnten an den direkten und indirekten Folgen sterben. Unterlegt wird die Hypothese durch aufwändige Computersimulationen mit reichlich Virtual- Reality-Anteilen. Das geschickt zugespitzte Drehbuch steht zudem in bester Tradition des Orson-Welles-Hörspiels „Invasion vom Mars“. Packender kann ein Ausflug in die Welt der Wahrscheinlichkeit kaum sein.

Seine Spannung bezieht der 120-Minuten-Film jedoch nicht allein aus der explosiven Handlung. Dass das Spiel mit den theoretischen Möglichkeiten in der filmischen Realität aufgeht, verdankt sie der Zurückhaltung der Darsteller. Wie bei den meisten Katastrophenfilmen stehen die Schauspieler eben nicht im Mittelpunkt, auch beim „Supervulkan“ kann auf die meisten zwischenmenschlichen Verwicklungen gut verzichtet werden.

In Großbritannien lief „Supervolcano“, so der Originaltitel, bereits vor einigen Wochen. Mit 7,3 Millionen Zuschauern oder über 30 Prozent Marktanteil wurde das Doku-Drama dort zum absoluten Quotenhit.

„Supervulkan“, Pro 7, 20 Uhr 15

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