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Medien: Auf Biegen und Brechen

BBC baut Jobs ab und kürzt eigene Programme

Von Markus Hesselmann

Die BBC muss leiden. Angespannte Finanzen, Entlassungen, Kritik – der britische Sender, einst Inbegriff von Qualität, Verlässlichkeit und Unbestechlichkeit, erlebt schwierige Zeiten. Gestern verkündete BBC-Chef Mark Thompson den Mitarbeitern, dass beim Sender bis zu 2500 der rund 25 000 Arbeitsplätze abgebaut werden. „Auf Biegen und Brechen“ müsse jetzt gekürzt werden, sagte Michael Lyons, Chef des Rundfunkrats „BBC Trust“. Als Grund nennt die BBC eine zu geringe Erhöhung der Rundfunkgebühren. Die britische Regierung hatte im Januar beschlossen, die jährliche Gebühr von derzeit rund 200 Euro schrittweise auf rund 225 Euro bis zum Jahr 2012 anzuheben. Doch diese Gebühr liege unter der Inflationsrate, reiche nicht aus und habe eine Lücke von drei Milliarden Pfund ins Budget gerissen, hieß es dazu bei der BBC.

Nun will der Sender seine selbst in Auftrag gegebenen Programme um zehn Prozent reduzieren. Zuschauer müssten sich auf mehr Wiederholungen einstellen. Vor allem Dokumentarsendungen und regionale Nachrichten seien betroffen, aber auch der Sport. Der Sender bestätigte Überlegungen, seinen Studio- und Bürokomplex im Stadtteil Shepherd’s Bush im Westen Londons zu verkaufen. Die Gewerkschaften drohen wegen der Entlassungen mit Streiks.

Die BBC hat eine große Bedeutung über Großbritannien hinaus. Während der Nazizeit war „London“ im besetzten Europa eine verlässliche Quelle. Viele Deutsche hörten damals unter Lebensgefahr BBC. Auch in den derzeit herrschenden Diktaturen unterläuft der Sender mit seinen Auslandsdiensten, inzwischen auch im Internet, die Zensur. Zuletzt zum Beispiel bei den Unruhen in Birma. Auch bei der Unterhaltung ist der Sender stark. BBC-DJs wie der 2004 verstorbene John Peel wurden zu Weltstars und haben in Deutschland viele Fans. Ebenso beliebt sind BBC-Programme wie die Comedy-Serie „Monty Python“ oder David Attenboroughs Naturfilme.

Wer einen solchen Ruf hat, kann tief fallen. Immer wieder gab es in letzter Zeit Kritik wegen redaktioneller Fehler bis hin zu Manipulationen. Jüngstes Beispiel: ein falsch geschnittener Film-Trailer über die Queen. Der Sender zeigte ein Foto von Elizabeth II., auf dem sie angeblich wütend aus einer Porträtsitzung mit der amerikanischen Starfotografin Annie Leibovitz stürmt. Allerdings stellte sich später heraus, dass das Bild die Queen vor Beginn der Fotosession mit Leibovitz zeigt. Wegen dieser Panne zog sich die BBC den Ärger des Buckingham Palace zu. Der Chef des Fernsehsenders BBC1, Peter Fincham, musste daraufhin zurücktreten, der Sender entschuldigte sich bei den Zuschauern und der Monarchin.

An solche Kritik geknüpft kamen häufig Fragen auf, ob denn die BBC mit den rund 200 Euro aus den Portemonnaies der Zuschauer wohl wirklich verantwortungsvoll umgehe. Auch die hohen Gagen mancher BBC-Stars wurden auf diesem Wege zum Thema. Dabei wird ein Spitzenverdiener immer wieder erwähnt: Starmoderator Jonathan Ross bekommt angeblich 27 Millionen Euro im Jahr für seine Dienste beim britischen Sender. Markus Hesselmann, London

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