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Der erste Doping-Verdacht bei den olympischen Spielen lässt die ARD alt aussehen.

© dpa

Augenringe: Die Super-Doping-Katastrophe

Der erste Doping-Fall erreicht die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Die ARD war darauf vorbereitet - und bleibt doch an der Oberfläche. Die Recherche übernehmen andere.

Endlich, mag sich Florian Bauer am Freitagmorgen gedacht haben, endlich braucht ihn mal einer. Die ARD hat Bauer als Dopingexperten mit nach Sotschi genommen, viel hatte er bisher nicht zu tun. Der große Skandal war lange ausgeblieben. Dann der Knaller: Evi Sachenbacher-Stehle unter Doping-Verdacht. Auch noch eine Deutsche! Moderator Gerhard Delling muss sich arg zusammenreißen, um seine Freude über den quotenträchtigen Skandal, der sich da anbahnt, zu verbergen: „Das wäre ja eine Super ... äh ... also eine Superkatastrophe“, sagt er im Gespräch mit Doping-Mann Bauer. Der stimmt zu, die Chancen stünden gut, also gerade für Deutschland, dass es bald Klarheit gibt.

Er sagt „Klarheit“ und meint wohl „Bestätigung“. Die ARD versucht den schwierigen Spagat, eine Vorverurteilung von Sachenbacher-Stehle zu vermeiden und gleichzeitig die Zuschauer bei der Stange zu halten. Dass ja noch nichts bewiesen sei, sagt Delling und schwadroniert dann über „Gerüchte mit Härtegrad“. Er hoffe immer noch, „dass alles nur ein Schuss in den Wind“ sei, nicht ohne nachzusetzen: „Obwohl ich da selbst nicht dran glaube.“

Der ARD steht dieser Doping-Smalltalk nicht gut. Gerade die ARD, deren WDR-Reporter kurz vor den Spielen mit einem Bericht über eine nicht-nachweisbare Doping-Substanz noch einen echten Beitrag zur Aufklärung geleistet hatte. Doch statt Aufklärung wurden zunächst nur Gerüchte kolportiert. Auch die Nachricht, dass der Verdacht auf Sachenbacher-Stehle fiel, vermeldete die deutsche Presseagentur, nicht etwa die in Mannschaftsstärke vertretene ARD-Redaktion. Dass sie den Zuschauern das Offensichtliche aus Sotschi professionell ins Haus überträgt, hat die ARD bewiesen. Nun muss sie zeigen, dass sie auch das Verborgene recherchieren kann. Spekulieren reicht nicht.

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