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Kein Anschluss. Der letzte SR-„Tatort“ mit den Hauptkommissaren Franz Kappl (Maximilian Brückner, re.) und Stefan Deininger (Gregor Weber) läuft im Januar. Foto: SR

© SR/Manuela Meyer

Aus für SR-Krimi: Kleiner „Tatort“, großer Streit

Die Saarbrücker Kommissare müssen gehen - ihre Geschichte sei auserzählt, sagt der Sender. Die Ermittler protestieren.

Nur einmal im Jahr hört und sieht man in Sachen „Tatort“ Neues aus dem Saarland, in der Regel recht Gutes, Ambitioniertes. Doch nun das: Mit der Folge „Verschleppt“ will der Saarländische Rundfunk (SR) am 22. Januar nach nur sieben Ausgaben seine beiden Ermittler Maximilian Brückner (alias Franz Kappl) und Gregor Weber (Stefan Deininger) verabschieden. „Wir glauben, dass diese Geschichte auserzählt ist“, sagt SR-Sprecher Peter Meyer. Dass „Tatort“-Kommissare nach einer gewissen, auch mal kürzeren Zeit wechseln, ist nichts so Ungewöhnliches, siehe Mehmet Kurtulus, der in Hamburg auch nur eine Handvoll „Tatort“-Ausgaben als verdeckter Ermittler gemacht haben wird. Ungewöhnlich ist aber, dass die abgelösten Ermittler/Schauspieler offenbar eine ganz andere Sicht der Dinge haben als der Haussender.

„Über das überraschende und unangekündigte Ende sind wir erstaunt und nehmen es mit Verwunderung zur Kenntnis“, heißt es in einer gemeinsamen Presseerklärung von Maximilian Brückner, 32, und Gregor Weber, 43. „Vor allem können wir die vermeintliche Begründung nicht nachvollziehen. Gerade die Gegensätze waren es, die den Erfolg des Teams ausgemacht haben und die unserer Meinung nach noch lange nicht auserzählt sind.“ Die letzten „Tatorte“ hätten eine positive Entwicklung gezeigt, mit steigenden Quoten (aktuelles Ranking: Platz sieben von 16 Kommissaren) und guten Kritiken, so Brückner und Weber. „Wir waren gerne ,Tatort’-Kommissare und haben dieses Engagement immer als ein besonderes betrachtet.“

Kritik von „Tatort“-Ermittlern am SR ist nicht ganz neu. Auch Jochen Senf, der den Saarbrücker „Tatort“-Kommissar Max Palu von 1988 bis 2005 spielte, hatte sich bei seinem Ende ungehalten über den Sender geäußert. Der SR wollte die neuerliche Erklärung sowie Medienberichte, demnach der verantwortliche SR-Redakteur Christian Bauer sein Handwerk nicht verstehe, am Mittwoch nicht weiter kommentieren. Angeblich sollen sich Brückner und Weber sogar dem Wunsch des SR widersetzt haben, die gängige Floskel „in beiderseitigem Einverständnis“ in die Pressemitteilung mit aufzunehmen.

Starker Tobak. So endet mit Auslaufen der Verträge und lautem Knall für zwei Schauspieler eine kurze Ermittlerkarriere an der Saar. Ihren gemeinsamen Einstand hatten Brückner und Weber im Oktober 2006 mit dem Krimi „Aus der Traum“, der 6,76 Millionen Zuschauer (18,2 Prozent) vor den Bildschirm lockte. Brückner spielte den Hauptkommissar Franz Kappl, der aus Traunstein nach Saarbrücken kommt und dort die Nachfolge von Max Palu (Jochen Senf) antritt. Weber war schon seit 2001 dabei, als Palus Assistent. Der emotional angelegte Saarländer bildete den Gegenpart zu dem Hirn-Menschen aus Bayern. „Dass beide Ermittler die Welt des anderen nicht wirklich verstehen und völlig unterschiedliche Methoden haben, machte den Reiz des Paares aus“, wird Christian Bauer in der SR-Mitteilung zitiert.

Damit ist nun Schluss. An den Quoten habe das nicht gelegen, sagt der SR-Sprecher. Die seien zuletzt „völlig o.k.“ und stabil gewesen, das sei aber nicht der einzige Maßstab. Wer die Nachfolge der geschassten Ermittler antritt und ob dies ein oder zwei Ermittler sein werden, könne man noch nicht sagen. Es sei aber nicht zu erwarten, dass es diesbezüglich vor der Ausstrahlung der letzten Folge Neues geben werde. Als mögliche Saarbrücker „Tatort“-Kommissare sind Jürgen Vogel, Matthias Schweighöfer, Benno Fürmann oder vor allem Devid Striesow im Gespräch. Diese illustren Namen werden aber gerne auch immer wieder im Zusammenhang mit anderen frei werdenden TV-Ermittlerstellen genannt, zuletzt beim „Tatort“ in Frankfurt oder eben auch in Hamburg.

Maximilian Brückner zumindest muss sich, anders wohl als Gregor Weber, nach seiner kurzen „Tatort“-Karriere um seine Zukunft keine Sorgen machen. Der preisgekrönte Schauspieler zählt zu den besten Darstellern seiner Generation, steht regelmäßig am Münchner Volkstheater auf der Bühne, vor allem in „Der Brandner Kaspar und das ewig’ Leben“, demnächst auch wieder in Kinofilmen wie Detlef Bucks „Rubbeldiekatz“.

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