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Claus Kleber

© dpa

Aust-Nachfolge: Claus Kleber sagt dem "Spiegel" ab

Große Freude beim ZDF über die Entscheidung von Nachrichtenmoderator Claus Kleber. Das Hamburger Nachrichtenmagazin will "in Ruhe" weiter nach einem neuen Chef suchen.

Claus Kleber hat sich entschieden: Er bleibt beim ZDF. Der Journalist hat das Angebot, Chefredakteur des "Spiegels" zu werden, abgelehnt. Das teilte das ZDF am Mittwochabend mit. Kleber erklärte, das Angebot sei eine große Ehre: "Ich traue mir die Aufgabe zu und habe meine Entscheidung gründlich abgewogen. Am Ende steht die Überzeugung: Das Fernsehen ist mein Medium." Es sei also keine Entscheidung gegen das wichtigste Print-Magazin, sondern für das beste TV-Magazin. Der Chefmoderator und Leiter des "heute-journal" fügte hinzu: "Wir stehen mit unseren Nachrichtensendungen im ZDF an der Schwelle des digitalen Zeitalters. In einem Jahr senden wir mit neuester Technik aus dem modernsten News-Studio Europas." Die Informationsgesellschaft werde sich verändern, "ein ungeheuer spannender Prozess", den er zusammen mit seinem Team gestalten wolle.

Intendant Markus Schächter freute sich über die Entscheidung: "Claus Kleber ist der Spitzenmann des deutschen TV-Journalismus. Ich freue mich sehr, dass er bei uns bleibt." Als "Anchor" des wichtigsten Nachrichtenmagazins im deutschen Fernsehen stehe er für Kontinuität, Professionalität und Zuschauernähe. ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender sagte dem Tagesspiegel: "Ich habe Claus Kleber 2003 von der ARD geholt, warum sollte ich ihn jetzt zum ,Spiegel' ziehen lassen. Wir haben verabredet, dass das ZDF-Nachrichtenmagazin ,heute-journal' energisch als Topformat ausgebaut wird. Ich freue mich über diese Entscheidung - und wie."

Mit Klebers Absage richten sich wieder alle Blick auf den "Spiegel". Hier waren viele Mitarbeiter davon ausgegangen, dass Name und Marke des "Spiegel" so viel Strahlkraft entwickeln würden, dass Kleber von Mainz nach Hamburg wechselt. Jetzt ist das Nachrichtenmagazin über Klebers Korb enttäuscht. "Wir bedauern die Absage sehr", sagte Armin Mahler, Sprecher der Mitarbeiter KG, dem Tagesspiegel. Nun wolle man aber ohne Zeitdruck und in aller Ruhe Gespräche mit neuen Kandidaten führen - doch mit der Ruhe wird das so eine Sache sein.

Erstens, weil bisher die Namen aller Kandidaten an die Öffentlichkeit gedrungen sind. Zweitens, weil auch die Mitarbeiter allmählich wissen wollen, wer die Redaktion künftig führen wird. Doch im Haus an der Brandstwiete rechnet man vor Weihnachten nicht mehr mit einer Lösung. Mit einem neuen, bisher nicht genannten Kandidaten, müssten erst wieder Gespräche geführt werden und in der Vorweihnachtszeit sei es schwierig, dafür einen Termin zu finden. Vielleicht rückt aber auch wieder ein Kandidat an die Spitze, der bereits als heißer Anwärter auf den "Spiegel"-Chefsessel genannt wurde - dann könnte die neue Suche schneller abgeschlossen werden. Uwe Vorkötter, Chefredakteur der "Frankfurter Rundschau", wäre ein solcher Kandidat. Aber auch Mathias Müller von Blumencron, Chefredakteur von Spiegel Online. Er wurde bisher zusammen mit Martin Doerry, derzeit "Vize" des Magazins, für die beiden Stellvertreterposten des neuen Chefredakteurs gehandelt.

Für den kommenden Montag ist eine routinemäßige Informationsveranstaltung der Mitarbeiter KG angesetzt. Zwar ist die Suche nach einem Nachfolger für Stefan Aust kein offizieller Tagesordnungspunkt. Doch zweifelsohne wird dies Thema sein. Und vermutlich werden einige Mitarbeiter ihren Unmut über den bisherigen Verlauf des Kandidaten-Castings äußern.

Die Suche nach einem neuen Chefredakteur war notwendig geworden, nachdem die Gesellschafter des "Spiegel" auf Initiative der Mitarbeiter KG Mitte November einvernehmlich beschlossen hatten, den Vertrag von Chefredakteur Aust nicht zu verlängern. "Wir sind der Meinung, dass der ,Spiegel' einen Modernisierungsschub braucht", hatte Armin Mahler als Geschäftsführer der Mitarbeiter KG die Entscheidung begründet.

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