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TV-Bachelor Jan Kralitschka ist kurz nach dem Finale der RTL-Show schon wieder Single.

© dpa

"Bachelor"-Finale auf RTL: Der Anfang vom Ende

Der Bachelor hat seine große Liebe gefunden - zumindest auf dem Bildschirm. Im realen Leben hat sich das vermeintliche Traumpaar der RTL-Kuppelshow schon wieder getrennt. Zeit für den spannenden Teil des Fernsehspiels.

Männer wollen ihn als Konkurrenten, Frauen versinken auf der Couch zufrieden in den Armen ihres Partners, während der sich das nächste Bier aufmacht: RTL legt mit „Der Bachelor“ ein interessantes Wohlfühlkonzept für den Zuschauer vor. Denn wenn Junggesellen alle so sind wie Jan, Protagonist der Show, dann, liebe Frauen, haltet eure Männer fest!

Dass der Bachelor wirklich bis an das Ende seiner Tage glücklich und zufrieden mit seiner im Finale der Sendung auserwählten Alissa zusammen bleibt - dieser Illusion braucht man sich nicht mehr hingeben. Das Paar hat sich inzwischen wieder getrennt. Dabei hätte man annehmen können, dass Jan, nachdem er mit Sätzen wie „Du bist so schön, wenn du lachst“ um die Liebe seines Lebens warb, während er kurz zuvor noch wild (oder unbeholfen?) mit einer anderen rumgemacht hatte, für den Rest der Frauenwelt vom Markt wäre. Die Produzenten des Formats haben sich schließlich alle Mühe gegeben, ihren Bachelor und vermeintlichen Traummann als Hallodri und Muttersöhnchen darzustellen. Balsam für die geschundenen Seelen der Zuschauer, die angesichts eines solchen „Ideals“ recht einfach über die eigenen Unzulänglichkeiten in Charakter und Partnerschaft hinwegsehen können.

Es brauchte keine #Aufschrei-Debatte, um zu erkennen, dass „Der Bachelor“ konzeptuell frauenverachtend ist. Schließlich bekommt Jan (36) anfangs 20 Frauen in eine Villa geliefert, die er nach und nach ausprobiert, am Ende entscheidet er sich für das 25-jährige Modell Alissa. Die findet das auch noch gut. Man will aber eine #Brechreiz-Debatte lostreten ob des Männerideals, das RTL propagiert. So also fühlt sich Geschlechterdiskriminierung an.

Nicht nur, dass der Bachelor offenbar nichts anderes kann als eben, nun ja, der Bachelor zu sein. Doch selbst wenn ihm all diese Frauen auf dem Silbertablett serviert werden, schafft er es nicht, eine eigenständige Entscheidung zu treffen, ohne dass RTL Mama Helga und Papa Heinz zum Drehort nach Kapstadt einfliegen lässt. Die sind seit 50 Jahren glücklich verheiratet. Das Konzept ihrer jahrzehntelangen Liebe bleibt dem Zuschauer verborgen. Doch man wird das Gefühl nicht los, dass das Geheimnis darin liegen könnte, dass sie sich nicht bei einer im Fernsehen übertragenen Fleischbeschau kennengelernt haben. Botschaft: Was auch immer im eigenen Liebesleben im Argen liegt – besser als der Bachelor trifft man es alle mal.

Nun ist „Der Bachelor“ eigentlich vorbei, die Traumfrau vermeintlich gefunden. Doch das Wohlfühlprogramm startet jetzt erst richtig. Denn in den folgenden Wochen werden im Fernsehen wohl auch die Hintergründe des Abstiegs von Jan und seiner Liebe zu sehen sein. Die Trennung in der "Bild", ein Wiedersehen beim „Promidinner“, „die ganze Wahrheit“ im Dschungelcamp. Einschalten lohnt sich. Es ist besser als alle Antidepressiva.

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