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Medien: Bedrohlicher Bräutigam

In der neuen Krimifolge will Blochs Tochter heiraten – den Falschen

Die Psychodramen mit Dieter Pfaff als Therapeut Bloch nerven entschieden aufgrund der Mackenvielfalt ihres Helden. Dieser Bloch ist sich selbst der treueste Patient. So sehen das auch die Leute, mit denen er zu tun hat: seine Frauen, seine Tochter, die Kranken, denen er mit seinen Ratschlägen zu Leibe rückt. Der dicke Bloch ist eine Zumutung, er ist letztlich selbst der Gestörteste von allen und nur deshalb in der Lage, anderen manchmal zu helfen. Die Macht der Autoritätsfigur, die im Fernsehen Arzt oder Pfarrer oder Polizist ist und die zwar angekratzt, aber nicht restlos aufgelöst werden darf, ist hier verschwunden. Wenn der Helfer Bloch helfen kann, dann nur, weil er weiß, wie es ist, wenn man Hilfe braucht.

Je nachdem, ob dieses fragile Konzept aufgeht oder nicht, überzeugen die „Blochs“. Das jüngste Produkt, „Der Freund meiner Tochter“, schafft es, durch erstaunliche schauspielerische Leistungen, ein trickreiches Buch und eine klassisch die Figuren und ihre ambivalenten Beziehungen herausarbeitende Regie (Kilian Riedhof), die Idee vom verrückten Psychodoc noch einmal glänzend umzusetzen. Diesmal will Blochs Tochter Leonie heiraten – natürlich den Falschen, findet der Papa. Er gibt gleich zu Beginn die Parole aus: „Alle Väter sind paranoid, wenn es um ihre Töchter geht – und wenn die auch noch heiraten! Das ist psychologisch erwiesen.“

Der Witz: Dieser Heiratskandidat, ein auf den ersten Blick sehr netter junger Mann namens Henny (Devid Striesow), bietet der Paranoia des Vaters reelles Futter, denn er ist wirklich nicht der Richtige. Er ist sogar schwerst psychisch krank, was der Laie nicht gleich erkennt, weil er seine Gebrechen unter einer Fassade von Konzilianz zu verbergen weiß. Als Bösewicht, der auch mal zusticht, entpuppt er sich erst, wenn man ihm näher gekommen ist. Dass Leonie (Katharina Wackernagel) noch nichts gemerkt hat, liegt an der Blindheit, mit der die Liebe sie schlägt und an den Zügeln, die Henny sich auferlegt. Auch Bloch fällt zunächst auf den Charmeur rein. Aber dann riecht er Lunte. Und wird zum Schnüffler in der Vergangenheit des unerwünschten Schwiegersohns in spe, denn wenn es um die Tochter geht … Ein spannendes Duell zwischen zweien, die nicht ganz dicht sind, kommt in Gang. Die Schauplätze – ein Schrank, eine Badewanne, ein Boot – sind ungewöhnlich, die Akteure in Hochform, der wechselseitige Psychoterror gnadenlos.

Es gibt immer mal Allgemeinplätze aus der Seelenkunde, über die man die Stirn runzelt, aber die Ironie, die in den Dialogen aufblitzt, versöhnt mit Ungereimtheiten, auch mit dem nicht ganz durchsichtigen, überstürzten Schluss. Fragt Henny den Therapeuten, vor dem er sich fürchtet, weil der ihn durchschaut: „Was tun Sie gegen Ihre Angst?“ Bloch: „Ich esse.“ Tja, das müssen große Ängste sein, die dieser Mann so kühn bekämpft. Witzig auch die Szene im Boot: Bloch will erst dem gefährlichen Henny nicht folgen, besinnt sich dann aber. Die Kamera geht weit weg, man sieht den See und klein den Kahn, der hinten, wo Bloch sitzt, fast bis an die Bordkante ins Wasser gedrückt wird. Bloch trägt seinen seelischen Ballast in Form von Kilos mit sich herum. Er weiß es. Und schöpft seine Hellsicht daraus.

„Bloch – der Freund meiner Tochter“: Mittwoch, 20 Uhr 15, ARD

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