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Berichterstattung: Dem Militär zu nahe?

Nicht perfekt, aber besser: Eine Konferenz über das Spannungsverhältnis von Bundeswehr und Medien.

Dieter Herrmann erinnert sich an „schöne Helikopterflüge über Mogadischu“, aber was dort unten wirklich geschah, „davon erzählten sie uns nichts“. Herrmann ist als Korrespondent der Deutschen Welle (DW) in vielen Krisengebieten gewesen, da ist man zwangsläufig auf Kontakt und Hilfe durch die Militärs vor Ort angewiesen. Auch die Bundeswehr hat Presse-Offiziere, die die Journalisten betreuen. Noch vor einigen Jahren seien das „Anti- Presse-Offiziere“ gewesen, sagte Herrmann gestern beim Global Media Forum der DW in Bonn. Das System sei nicht perfekt, habe sich aber gebessert. Die jüngeren Offiziere „wollen uns die Wahrheit erzählen, sie versuchen es jedenfalls“. Herrmann ließ allerdings keinen Zweifel an der Aufgabenteilung: „Beide Seiten sollten das tun, was sie am besten können: Sie können schießen, wir können berichten.“

Hat sich das Verhältnis von Bundeswehr und Medien also entspannt? Ist man sich am Ende zu nahegekommen? Unter anderem weil Kollegen aus Deutschland mit der Bundeswehr ins Krisengebiet reisten, während er sich selbst nur noch „für eine Art journalistischer Folklore zuständig“ sah, hatte Korrespondent Ulrich Tilgner kürzlich den Vertrag mit dem ZDF nicht verlängert. Dieser nicht ganz neue Streit zwischen deutschem Auslandskorrespondent und Redakteuren in den Sendezentralen interessierte in Bonn weniger, denn beim Global Media Forum diskutieren 800 Gäste aus 84 Ländern über die Rolle der Medien im internationalen Friedensprozess. Da kommt es auf feine Unterschiede an. „Sollen Medien die Bundeswehr unterstützen? Nein“, beantwortete ZDF-Redakteur Michael Bewerunge seine rhetorische Frage selbst und verwies auf die Fotos aus Afghanistan, die deutsche Soldaten bei einer Totenschändung gezeigt hatten. Darüber habe berichtet werden müssen. Eine unterstützende Rolle im Friedensprozess könnten Journalisten allerdings schon spielen. Die Deutsche Welle zum Beispiel trainiert einheimische Kollegen in Afghanistan und anderswo.

Dass die Bundeswehr zunehmend Wert auf eine Zusammenarbeit mit den Medien legt, bestätigten auf dem Podium die Offiziere Peter Fuss und Siegfried Jooß, die für die Pressearbeit bei den Einsätzen im Kongo und im Kosovo verantwortlich waren. „Die Anwesenheit der Medien ist ein Zeichen, dass es öffentliches Interesse und Diskussionen gibt“, sagte Fuss. Misstrauen herrscht weiterhin auf beiden Seiten. „Wir sind eine Non-Profit-Organisation, die Medien sind das Gegenteil“, sagte Peter Fuss. Und sein Kollege Jooß stellt sich vor einem Einsatz die Fragen: „Wem gehören die Medien? Welche versteckten Interessen stehen dahinter?“ Die Bundeswehr bemüht sich vor allem auch um die lokalen Medien, um Unruhen vorzubeugen. Beide Offiziere verteidigten die umstrittene Praxis des Militärs wie der internationalen Truppe Isaf in Afghanistan, eigene Radiostationen zu betreiben. „Radiostationen sind oft der erste Schritt, um die Bevölkerung zu informieren“, sagte Fuss. Dagegen betonte Herrmann: „Die Menschen trauen Radio Isaf nicht.“ Thomas Gehringer

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