zum Hauptinhalt

Medien: Betrug mit System

Anklage: Jürgen Emig soll 600 000 Euro kassiert haben

Der frühere Sportchef des Hessischen Rundfunks (HR), Jürgen Emig, hat nach Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt durch Betrug, Untreue und Bestechlichkeit einen Schaden von über 600 000 Euro verursacht. Allein der Sender sei um 235 000 Euro geschädigt worden, sagte Staatsanwalt Michael Loer am Freitag in Frankfurt. Die Behörde habe deshalb gegen den 61-Jährigen und seinen früheren Geschäftspartner, den 62-jährigen Kaufmann Harald Frahm, Anklage erhoben. Der Beginn der Gerichtsverhandlung stehe noch nicht fest.

Wie die Staatsanwaltschaft mitteilte, werden dem Journalisten acht Fälle der Bestechlichkeit als Amtsträger, Anstiftung zur Bestechung in einem Fall sowie Untreue und Betrug in 18 Fällen im Zeitraum von Anfang 2000 bis September 2004 vorgeworfen. Ähnliche Vorwürfe richten sich gegen Frahm.

Emig war von 1987 bis März 2004 Leiter der HR-Sportredaktion und hatte entscheidenden Einfluss auf die Programmplanung . Dazu gehörten auch vom Sender genehmigte finanzielle Beteiligungen von Sportveranstaltern, sogenannte Beistellungen. Zu den Zusatzeinnahmen des HR gehörten auch Sponsorengelder, die für die Benennung der jeweiligen Geldgeber im Vor- oder Abspann der Sendung oder für Gewinnspiele gezahlt wurden.

Der HR wird beim Verfahren ungeschoren davonkommen. Emigs Vorgesetzte, so sagte es die Staatsanwaltschaft, wussten nichts von den dessen Machenschaften, gleichwohl hat der Sender vom „System Emig“ kräftig profitiert. Rund 13 Millionen Euro will der Radsportexperte für den HR eingeworben haben, völlig legal, wie die Staatsanwaltschaft feststellte.

Die mutmaßlichen Verfehlungen Emigs und Frahms begannen 2000 mit der Gründung der gemeinsamen Firma SportMarketing & Production GmbH (SMP). Emig soll von da an dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Agentur beispielsweise beim Abschluss von Beistellungsvereinbarungen und Sponsoringverträgen zwischen die Geldgeber und den HR geschaltet wurde. Laut Anklagebehörde soll der Ex-Sportchef fälschlich behauptet haben, der HR sei selbst nicht berechtigt, solche Verträge abzuschließen. Veranstaltungen und Zahlungen, die so der SMP zugeschanzt wurden, waren den Ermittlungen zufolge unter anderen der Frankfurter Stadtmarathon, die Deutschen Radsportmeisterschaften 2000 in Heppenheim oder die Deutschen Tourenwagenmeisterschaften 2002 und 2003.

Emig soll zwischen 2000 und 2003 knapp 400 000 Euro kassiert haben, Frahm als SMP-Geschäftsführer 300 000 Euro. Zudem soll Emig mit der Positionierung von Kameras beim Radrennen „Rund um den Henninger Turm“ bewirkt haben, dass Sponsoren gebührend zur Geltung kamen. Dafür habe er vom Veranstalter über die Agentur seiner Ehefrau Provisionen von rund 225 000 Euro erhalten. Emigs Ehefrau soll einen Strafbefehl wegen Beihilfe bekommen. jbh

-

Zur Startseite