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Medien: Bier, Pizza, Comedy

„Nightwash“sendet auch im Ersten aus einem Waschsalon in Köln

Fernsehen kann so einfach sein: ein Kölner Waschsalon als Showstudio, eine Fensterbank als Bühne und Nachwuchskünstler statt Stars. Am Schaufenster ziehen die Passanten vorbei, und niemanden würde es wundern, wenn jemand im Publikum mit einem Korb schmutziger Wäsche erscheint. „Nightwash“ ist das glatte Gegenteil vom durchgestylten Showprogramm auf allen Kanälen. Das liegt daran, dass es eigentlich kein Fernsehen ist – jedenfalls nicht im herkömmlichen Sinne.

Das Fernsehen war noch außen vor, als der Kabarettist KlausJürgen „Knacki“ Deuser, der jahrelang mit den „Niegelungen“ aufgetreten war, im Juni 2000 „Nightwash“ als Trainingscamp für Nachwuchskünstler erfand. Sich vor Publikum auszuprobieren, sei für Comedians kaum möglich gewesen, weil jüngere Leute keine Kleinkunsttheater mehr besucht hätten, stellte Deuser fest. Also machte er sich auf die Suche nach der Zielgruppe und fand sie an einem Alltagsort, an dem Comedy der kabarett-müden Jugend en passant präsentiert werden konnte: im Waschsalon. Nach einem Jahr stieg der WDR mit ein, und siehe da: Es funktioniert auch im Fernsehen. Lauter junge Menschen, meist Twens, drängeln sich da mit Bierflasche und mitgebrachter Pizza zwischen den Waschmaschinen. Von dieser Altersstruktur kann die ARD sonst nur träumen. Auch deshalb wird „Nightwash“ ab heute im Ersten ausgestrahlt. Minimal-Fernsehen direkt nach „Menschen bei Maischberger“ – eine seltsame Kombination. Aber Comedy im Ersten ist wohl überall ein Fremdkörper. Deusers Fan-Gemeinde kann aber beruhigt sein: „Wir machen es genauso weiter.“

„Nightwash“ verdankt seinen Ruf in der Szene nicht zuletzt jenen, die im Waschsalon ihre ersten Auftritte hatten. Die Comedy-Talentwettbewerbe bei RTL (Mario Barth), Pro 7 (Konrad Stöckel), ZDF (Gregor Mönter) und Sat 1 (Ingo Oschmann) wurden in diesem Jahr alle von „Nightwashern“ gewonnen, die den Sprung von der Fensterbank auf die große Fernsehbühne schafften. Was bezeichnend ist: Die ARD-Dritten sind gut, um Talente zu fördern, doch eine größere Aufmerksamkeit erreichen sie nur bei anderen Sendern. Immer wieder schicken die Privaten Talentspäher unters „Nightwash“-Publikum – „Star Search“ ganz unten. tgr

„Nightwash“, ARD, 0 Uhr

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