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Spitzenwerte erzielte das ZDF mit der Übertragung des Diskusfinales der Männer. Bis zu 10,30 Millionen Zuschauer verfolgten, wie Robert Harting Gold gewann. Am Sonntag überträgt die ARD ab 9 Uhr die letzten Wettkämpfe, ab 21 Uhr 55 die Schlussfeier.

© dapd

Bilanz zum Olympia-Ende: Gold fürs Fernsehen

Für die TV-Zuschauer sind die Olympischen Spiele in London die bisher besten – trotz einiger Totalausfälle. Und Ärgernisse wie ZDF-Mann Wolf-Dieter Poschmann.

Es gab, natürlich, auch Totalausfälle, schließlich geht es immer noch ums Fernsehen, um Fernsehmacher, darum, was bei uns, den Zuschauern ankommt, ob wir unterhalten werden, ob Spannung, Erkenntnis, Informationen transportiert werden. Und in den vergangenen zwei Wochen haben wir an dieser Stelle täglich über das geschrieben, was wir sahen, wenn wir die Olympischen Spiele im Fernsehen sahen, und jetzt ist es vorbei, also wie lautet nun das Urteil?

Die Olympischen Spiele in London waren die besten Olympischen Spiele bisher – jedenfalls für uns, die Fernsehzuschauer. Daran konnte weder der eine noch der andere etwas ändern (der eine oder der andere wird im Laufe dieses Textes noch namentlich kenntlich gemacht, damit er in vier Jahren besser zu Hause bleibt). Denn was wir sahen, wenn wir einschalteten, das war vor allem: wahnsinnig gut gemachtes Fernsehen.

Wenn man so will, dann waren die Olympischen Spiele auch eine Leistungsshow der BBC – der britische Sender, der die sogenannte Weltregie verantwortete, hat dieser Welt mal eben so gezeigt, wie das mit dem Fernsehmachen im Idealfall gehen sollte: überraschende Kameraschwenks, tolle Perspektiven, atemberaubende Zeitlupen, perfekt ausgeleuchtete Sportstätten – dazu kamen natürlich eine großartige Kulisse und, irgendwie nicht unwichtig, großartige Sportler.

Einer Umfrage des Marktforschungsinstituts IFAK zufolge, bei der 1015 Personen befragt wurden, vergeben 73 Prozent der Olympiazuschauer der ARD und dem ZDF die Bestnoten „sehr gut“ oder „gut“. Dabei treffen jüngere Zuschauer (78 Prozent) und Frauen (79 Prozent) sogar noch ein etwas besseres Urteil, aber die haben in der Regel eh mehr Ahnung als alte Männer. Man sollte zwar erwähnen, dass ARD und ZDF selbst die Auftraggeber dieser Umfrage waren, allerdings gebührt ihnen das Lob auch nur zum Teil – eigentlich gebührt es der BBC, denn besonders gelobt wurden vom Publikum die „tollen Bilder von den Wettkämpfen“ (96 Prozent), bei denen die „olympische Stimmung gut rüberkommt“. Aber! Aufgepasst! Die Sachkompetenz (91 Prozent) und Ausstrahlung (92 Prozent) der Moderatoren und Kommentatoren wird überaus positiv beurteilt.

ARD enttäuscht mit Alexander Bommes

Das überrascht – allerdings auch nur zum Teil. Denn Olympische Spiele ermöglichen nicht nur Sportlern, die keiner kennt, große Auftritte – sondern auch Kommentatoren, die man sonst nie hört. Es war eine schöne Überraschung, wie kenntnisreich teilweise vom Badminton, vom Volleyball, vom Synchronspringen oder vom Rudern berichtet wurde. Da hörte man plötzlich Experten, denen der Sport, den sie kommentierten, eine Freude war, ein Anliegen. Man fragt sich nur, was die vier Jahre lang machen, wo der Sender die versteckt hält. Und ob man nicht mal Wolf Dieter Poschmann verstecken könnte, der den Zuschauern zum hundertsten Mal erklärte, dass die schnellen Afrikaner den rechten Arm anders halten würden als den linken, weil sie mit rechts immer ihre Schultasche trugen, als sie in die Schule gelaufen sind. Der Mann war beim ZDF wieder mal das größte Ärgernis, während die ARD mit der Berufung von Alexander Bommes enttäuschte. Bommes war mal Handballspieler, jetzt durfte er das „Olympia-Telegramm“ vorlesen, und die Art und Weise, wie er das machte, legt den Schluss nahe, dass er das Studium der Sendung „Stromberg“ mit einem Moderationstraining verwechselt hat: die Sprache und die Gestik Bommes muss man süffisant nennen – das ist in diesem Zusammenhang kein Kompliment.

Aber – und das ist die gute Nachricht – das war verschmerzbar. Unangenehmer war eher eine etwas zu deutsche Sicht auf die Dinge: Das Fernsehen schaltete zu oft zu Wettbewerben, bei denen deutsche Athleten vermeintliche Siegeschancen hatten. Das waren nicht immer die spannendsten Wettbewerbe. Dafür boten ARD und ZDF allerdings ein noch nie dagewesenes Angebot sogenannter „Livestreams“ im Internet an – und diese Angebote wurden auch von 25 Prozent der Deutschen genutzt. ZDF-Angaben zufolge wurden während der Olympischen Spiele im Schnitt täglich zwei Millionen Videos abgerufen, die ARD verzeichnete in ihrem Internetangebot allein am 29. Juli 15 Millionen Seitenabrufe – so viel Zugriffe gab es bei den Olympischen Spielen vor vier Jahren insgesamt. Auch bei den TV-Übertragungen steigerten ARD und ZDF ihre Marktanteile im Vergleich zu Peking 2008. Bis einschließlich 9. August verfolgten im Schnitt täglich 3,59 Millionen Sportfans die ZDF-Übertragungen, Die ARD erreichte durchschnittlich 3,33 Millionen Zuschauer.

Es waren schöne Olympische Spiele – nicht so sehr für deutsche Sportler, dafür aber für deutsche Zuschauer. Weil das Fernsehen gezeigt hat, wozu es in der Lage ist. Und da sind die paar Totalausfälle eine Selbstverständlichkeit, ohne die es fast zu schön gewesen wäre.

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