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Medien: Billard statt Busen

Mit neuem Besitzer soll das DSF „Hardcore-Sportsender“werden

Das Deutsche Sport-Fernsehen (DSF) soll auch weiterhin Deutsches Sport-Fernsehen heißen. Obwohl „Karstadt TV“ vielleicht auch nicht falsch wäre, nachdem der Warenhaus- und Versandhandelsriese Karstadt-Quelle den Fernsehsender mehrheitlich übernimmt. Der Sprecher des Konzerns, Martin Schleinhege, war am Dienstag bemüht, alle Vermutungen zu zerstreuen, der Sender würde in einen Shopping-Kanal verwandelt: „Wir werden nicht alle fünf Minuten ein Karstadt-T-Shirt hochhalten.“ Auch mit seinen neuen Eigentümern, zu denen noch das Medienunternehmen EM.TV und der Schweizer Investor Hans-Dieter Cleven zählen, werde das DSF ein Sportsender mit einer hochwertigen Sportberichterstattung bleiben.

Zunächst haben sich Karstadt & Co. eine gewaltige Kommunikations-Plattform gekauft – das DSF wird in 30 Millionen deutschen Haushalten empfangen, eine riesige Zahl potenzieller Kunden für Deutschlands größten Sportartikelhändler. Die Reichweite des DSF und seine tatsächliche Nachfrage stehen in keinem rechten Verhältnis: Sprecher Jörg Krause gibt den Marktanteil des Spartensenders mit 1,1 Prozent an, der beste Wochenschnitt im Jahr 2003 hätte bei 2,5 Prozent gelegen. Diese Zahl zu steigern, wird nicht mit der gelungensten Werbung für Mountainbikes und FC-Bayern-Trikots glücken, sondern nur mit einem sehr gelungenen Sportprogramm. Natürlich ist jetzt die Rede von einer Schärfung des Profils: noch mehr erstklassiger Sport und Sport-Journalismus für die alleinige Zielgruppe „Männer“, Aufgabe der „Sexy Sport Clips“ und der Werbung für 0190-Nummern in der Nachtschiene, Erweiterung des Rechte-Portfolios. Frank Elsner, Sprecher für EM.TV, sagt: „Rhythmische Sportgymnastik wird es schwer haben, das Programm wird dominiert von Motorsport, Eishockey, Basketball, Handball und Fußball der etablierten Ligen.“ Ein Beispiel: Das DSF ist Drittverwerter für die Samstagsspiele der Bundesliga und Zweitverwerter für die Sonntagsspiele. Sinken die Rechtepreise, und langen die neuen DSF-Eigentümer in die Tasche, dann könnte sich die Senderposition in der Verwertungskette verbessern. Gegen neue Shopping- und Werbeformate sei nichts einzuwenden, sagt Elsner, sie müssten nur einen klaren Bezug zu Programmprofil und Zielgruppe haben. Das DSF muss quasi in jeder Sendeminute seinem Namen alle Ehre machen – ein authentischer, glaubwürdiger Sportkanal, „ein Hardcore-Angebot“, wie Elsner es nennt. Das geht so weit, dass Billard oder Angeln als Alternative zum Auszieh- Programm in der Nacht genannt wird. Schon heißt es, der Sender wolle sich am Aufbau eines „ehrlichen Boxstalls“ beteiligen.

Im und ums Programm will Karstadt- Quelle ein Dienstleistungspaket platzieren. Sprecher Schleinhege sagte, der „Zuschauer kann sich eine DSF-Card besorgen, oder er bekommt Reisen zu Champions-League-Spielen angeboten.“ Und die Merchandising-Produkte zur Fußball-WM 2006 sind auch im Angebot.

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