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Medien: „Bislang hatte ich von solchen ,Bild’-Arbeitsweisen nur gehört“

„Bild“ zeigte gestern auf Seite 2 ein Foto, das Sie mit umgehängtem Sturmgewehr 1995 in Kolumbien zeigt. Wie kam es zu dem Foto?

„Bild“ zeigte gestern auf Seite 2 ein Foto, das Sie mit umgehängtem Sturmgewehr 1995 in Kolumbien zeigt. Wie kam es zu dem Foto?

Es ging damals um die Befreiung italienischer Geiseln. Ich war mit dem Privatdetektiv Werner Mauss in einem Guerillalager, er hängte mir die Kalaschnikow um, fotografierte mich und benutzte das Foto später, um mich zu kompromittieren.

Hätten Sie es nicht verhindern können, dass man Ihnen eine Waffe umhängt?

Ja. Doch ich fand die Situation in diesem Lager so exotisch, dass mir das in dem Moment gar nicht in den Sinn gekommen ist.

War Abenteuerlust im Spiel, etwas, das Sie manchem Journalisten zuletzt vorgeworfen haben?

Nein. Sie sehen dem Foto ja an, wie hilflos ich im Umgang mit Waffen bin.

Es fällt dem „Bild“-Leser schwer, den Anlass für diesen Artikel nachzuvollziehen – zumal die „SZ“ über das im Schäfer-Bericht erwähnte Foto bereits berichtet hatte. Welche Absicht verfolgt „Bild“ Ihrer Ansicht?

Ich vermute, dass ich in irgendein Zwielicht gerückt werden soll.

Vermuten Sie einen Racheakt?

Ich war jedenfalls vergangene Woche verwundert, als der „Bild“-Reporter Hans- Jörg Vehlewald mich just nach einem Telefonat mit „Bild“-Chef Kai Diekmann anrief, um mir, wie er sagte, eine unangenehme Frage zu stellen – jene nach diesem Foto.

Wieso hatten Sie mit Diekmann telefoniert?

Ich hatte ihn angerufen, weil ein wegen Volksverhetzung verurteilter so genannter Esoteriker, der die Judenvernichtung verharmlost, von „Bild“ als so genannter Experte für einen Rückführungstest eingesetzt wurde. Diekmann sagte, er werde sich sofort darum kümmern. Eine Minute später hatte ich Vehlewald am Apparat. Erst, als ich aufgelegt hatte, begriff ich, was passiert war. Ich meldete mich noch mal bei Diekmann, der daraufhin meinte, mein Anruf und Vehlewalds Anfrage hätten nichts miteinander zu tun, das sei zufällig parallel gelaufen.

Sie glauben, das könnte Methode sein?

Ich will nicht wehleidig sein, aber ich verstand das schon als Versuch, mir zu drohen. Man lernt in diesem Gewerbe nie aus. Bislang hatte ich nur von solchen „Bild“-Arbeitsweisen gehört.

„Bild“ behauptet, das Foto „sorgt in der BND-Affäre für Wirbel“, verrät aber nicht, inwiefern. Wissen Sie mehr?

Nein. Mir ist nichts bekannt.

Hans Leyendecker , 57, früher beim „Spiegel“, ist seit 1997 leitender Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“.

Das Gespräch führte Ulrike Simon.

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