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Der Autor ist freier Journalist und Mitbegründer der Digitalen Gesellschaft.

© Mike Wolff

Bloggerkolumne: Schöne, bestellte Welt

Das Netz macht es möglich: Niemand muss mehr etwas von der Stange kaufen. Unser Autor hat Maßhemden, Maßregale und ein Socken-Abo. Ein Lobgesang.

Das Internet macht mein Leben leichter. Kaum etwas ist für mich anstrengender, als auf der Suche nach Kleidung durch Läden zu streifen. Kaum etwas nerviger, als etwas anzuprobieren und dann entscheiden zu müssen, ob es mir ausreichend gut gefällt. Mich nerven Verkäufer. Ich möchte nicht hören, dass mir etwas ausgezeichnet steht. Weil ich weiß, dass es mir vor allem deshalb angeblich so gut steht, weil es deutlich teurer ist als andere Produkte.

Wie viele Zentimeter soll das Fach hoch sein? Wie dick die Massivholztrennwand? Schublade? Klappe? Irgendwann steht dieser Mann in einer Wohnung. „Mal was anderes als Ikea“, sagt er. Und kommt trotzdem ins Schwitzen, als er mir mein im Internet zusammengeklicktes Möbelstück zusammenbaut. Ich habe gesagt, wie es sein soll. Ganz so, wie man im Netz Pizza bestellt. Extrabeläge? Lackierung? Acht Wochen später steht es. Es gefällt mir. Außerordentlich sogar. Ein schönes Möbel. Nicht ganz billig, dafür massiv und quasi unkaputtbar. Und mein Wunschobjekt. Jetzt hätte ich für einhundersiebenunddreißig Jahre Lieferungen aus meinem Socken-Abo Platz. Das habe ich schon vor Jahren abgeschlossen. Oder probieren Sie Socken im Laden an? Ich nicht, also kann ich sie auch liefern lassen. Alle vier Monate kommt ein Paket.

Als ich mich neulich dazu entschloss, Maßhemden per Internet zu ordern, war ich skeptisch. Was kann das schon werden? Es dauerte drei Wochen. Dann kam die Versandbestätigung. Und noch einmal drei Wochen. Dann waren die Hemden wieder beim Anbieter. Der Paketbote soll angeblich geklingelt haben. Hatte er nicht. Er soll eine Benachrichtigung hinterlassen haben. Nicht in meinem Briefkasten. Beim zweiten Versuch klappte die Zustellung. Und die Hemden sitzen bestens. Besser als das fünfzig Prozent teurere, nach Individualberatung erworbene Boss-Hemd. Obwohl ich selbst Maß genommen habe, um den Versuch nicht zu verfälschen. Nun lagern sie in meinem Maßmöbel aus dem Netz. Bei den Socken aus dem Netz. Es ist doch immer wieder erstaunlich, dieses Netz.

Der Autor ist freier Journalist und MDer Autor ist freier Journalist und Mitbegründer der „Digitalen Gesellschaft“, die sich für Freiheit im Internet einsetzt.itbegründer der „Digitalen Gesellschaft“, die sich für Freiheit im Internet einsetzt.

Falk Lüke

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