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© HR/Benjamin Knabe

Böse Börse: „Nichts mit dem Leben zu tun“

Zu viel Shareholder, zu wenig Verbraucherschutz. Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisiert ARD-Börsenberichte.

Börsensendungen berichten von steigenden und fallenden Kursen, vom Auf und Ab des deutschen Leitindex Dax und von der Entwicklung von Unternehmen an den Märkten der Welt. Ihre Moderatoren, wie in der ARD Anja Kohl, genießen fast den Nimbus eines „Tagesschau“-Sprechers. Nun hat sich dagegen der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) via „Spiegel“ zu Wort gemeldet. Die Börsensendungen im Ersten Programm seien eine „besondere Problemzone“, klagt der DGB-Bezirksvorsitzende Nord, Uwe Polkaehn, in einem Brief an den ARD-Vorsitzenden Lutz Marmor.

Sie seien „fixiert auf Kapitalinteressen“ und transportierten eine Sicht auf Wirtschaft und Politik, „die sich zu viel am ,Shareholder‘ orientiert und zu wenig an dem Gebot des Grundgesetzes: Eigentum verpflichtet“. Börsenberichte bewegten sich gelegentlich sogar „am Rande zur Schleichwerbung für Analysten und Spekulanten“, so Polkaehn weiter. Mit dem Leben der Menschen habe das „kaum noch etwas zu tun“. Polkaehn schlägt vor: Die „reinen Börsenberichte zur Primetime sollten auf ein Drittel gestutzt“ werden. Nötig sei ein Format, „das Arbeitnehmerinteressen und den Verbraucherschutz ins Zentrum“ rückt. „Die Zielgruppe eines solchen Formats ist nach meiner Einschätzung um ein Vielfaches größer,“ zitiert der „Spiegel“ aus dem Brief an den ARD-Vorsitzenden Lutz Marmor. Die ARD weist die DGB-Kritik zurück. Die Finanzberichterstattung ist die primäre Aufgabe der ARD-Börsenredaktion. Verbraucherthemen werden zu einem großen Teil über Magazinsendungen wie „Plusminus“ oder „Mex“ abgedeckt, sagt ein Sprecher des Hessischen Rundfunks. „Im Übrigen haben gerade in den vergangenen Monaten die Thematik von Tarifabschlüssen zur Steigerung des privaten Konsums und die Rolle der Arbeitnehmervertreter bei Unternehmen breiten Raum in der Berichterstattung der Börsensendungen eingenommen.“ meh

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