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Medien: Boßdorf ist kein „böser Bube“

ARD rechtfertigt Verlängerung des Vertrages / „Clearingstelle Sport“ eingerichtet

Der ARD-Vorsitzende Thomas Gruber hat die Verlängerung des Arbeitsvertrages mit dem unter Stasi-Verdacht stehenden ARD-Sportkoordinator Hagen Boßdorf bis 2012 verteidigt. Es habe „keine essenziell neuen Erkenntnisse“ zu den Stasi-Vorwürfen und zu der Kritik an den geheimen Honorarverträgen mit dem Radsportler Jan Ullrich gegeben, sagte Gruber am Mittwoch im Schwerin zum Abschluss der ARD-Hauptversammlung.

Boßdorf sei nicht „der böse Bube“ bei der Beteiligung an den Ullrich-Verträgen gewesen, sagte Gruber weiter. Außerdem laufe das Ermittlungsverfahren bei der Staatsanwaltschaft Hamburg wegen falscher Versicherung an Eides statt zu seiner Stasi-Tätigkeit noch. Nach dem rechtsstaatlichen Prinzip der Unschuldsvermutung sei eine Trennung von Hagen Boßdorf deshalb nicht zu rechtfertigen gewesen, hieß es in einer ARD-Mitteilung. Sollte Boßdorf aber rechtskräftig verurteilt werden, wäre die Vertragsverlängerung hinfällig. ARD-Programmdirektor Günter Struve nannte die Leistungen seines Sportkoordinators „so überdurchschnittlich, dass es nur Gründe gab, den Vertrag zu verlängern“.

Struve hatte auch schöne Tage in Schwerin. Sein Vertrag als ARD-Programmdirektor wurde bis Oktober 2008 verlängert. Gruber fand nur lobende Worte für den Programmdirektor: „Günter Struve hat zum Erfolg unseres Gemeinschaftsprogramms ganz maßgeblich beigetragen. Es ist schön, dass er der ARD seine Arbeitskraft noch zwei weitere Jahre zur Verfügung stellt, obwohl er sich längst in den verdienten Ruhestand hätte verabschieden können.“ Der Programmdirektor, seit 1992 im Amt, hatte vergangene Woche während der Diskussion um die umstrittenen Ullrich-Verträge angedeutet, er werde gehen, wenn man ihn nicht mehr für tragbar halte.

Gruber exkulpierte Struve, als er sagte, der „Strang der Entscheidungen“ sei im Falle der Ullrich-Exklusiv-Verträge zu komplex, um eine Person als Schuldigen auszumachen. Die ARD will künftig auf Exklusiv-Verträge mit aktiven Sportlern verzichten. Derartige Vereinbarungen seien eine Gefahr für die Unabhängigkeit und Neutralität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, sagte Bernd Lenze, der Vorsitzende der ARD-Gremienkonferenz. Um den Verzicht sicherzustellen, forderten die Gremienvorsitzenden, eine entsprechende Selbstverpflichtung in die programmlichen Leitlinien der ARD aufzunehmen. „Damit unterscheiden wir uns in Zukunft ganz klar von anderen Medien“, sagte Lenze. Zudem werde die von den Intendanten beschlossene „Clearingstelle Sport“ begrüßt, die unter anderem alle bereits bestehenden Mitwirkendenverträge mit Experten, ehemaligen Sportlern oder Trainern überprüfen. Es habe ein „Kontrolldefizit“ gegeben, sagte ARD-Generalsekretärin Verena Wiedemann. Die Clearingstelle solle dieses Defizit beheben. Den Vorsitz der neuen Stelle wird WDR-Intendant Fritz Pleitgen übernehmen.

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