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Medien: Bronson statt Bremer

Spannende Unterhaltung wünschte Nachrichtenfrau Leo Busch bei der Premiere des Duells mit Heiner Bremer. War das spannende Unterhaltung?

Spannende Unterhaltung wünschte Nachrichtenfrau Leo Busch bei der Premiere des Duells mit Heiner Bremer. War das spannende Unterhaltung? War das anders, als man es erwartet von zwei Generalsekretären – einem von der SPD und einem von der CDU? Ein Duell soll diese Sendung sein – jeden Montag soll einer sterben – ritualisiert natürlich, zwischen 17 Uhr 15 und 17 Uhr 45. Es soll zur „Pflichtveranstaltung für den politisch interessierten Menschen“ werden, meint der Sender – die „Kontroverse/n des Tages“, sagt der Produzent. Mit Bremer als einem, der „glaubwürdig sei über die grauen Schläfen hinaus“.

Premiere also. Und was tat Heiner Bremer beim Duell? Kugeln nachschieben, Bälle zuwerfen, Schiedsrichter sein, aber auch fleißig in seinen Papieren nachlesen und vor allem – das hatten wir schon bei Böhme – die Brille drehen. Wie auch immer sie es hingekriegt haben – meine erste Irritation war: Der Bremer ist nicht lippensynchron. Die anderen, Laurenz Meyer und Olaf Scholz, die schon – Bremer nicht. Na gut, war eben eine Aufzeichnung. Kann passieren. Immerhin war Bremer nicht so gepresst wie nachts bei RTL, dafür danke. Dann holzten die drei durch die Themen – durch alles, was seit Wochen durchgekaut und verlautbart wird: Reformen, Rente, Irak, Afghanistan, Arbeitszeit …

Die Kameraführung war eigenartig. Es stimmt schon, dass Meyer größer, zumindest aber länger ist als Scholz. Doch dadurch, dass Meyer immer ganz nah aufgenommen wurde – sein Kopf war absolut bildfüllend – wurde das verstärkt. Scholz wirkte dagegen klein und relativ weit weg. So stellt man Präsenz her. Und während Scholz nur reagierte, nicht präzise konterte und den Gegner nie aushebelte, schaffte ihn Meyer mit Aggressivität, insistierendem Reden und süffisanter Dauergrinse. Jedenfalls war Scholz dann eine Runde beleidigt und fand wohl, die sollten allein weiter spielen: „Lassen Sie ihn doch reden – der kann doch allein reden.“ Bremer musste ihn wieder einsammeln, sonst hätte er vielleicht einfach weiter geschmollt und gar nix mehr gesagt.

Mag sein, dass die Hauptthemen angerissen wurden. Gestritten wurde auch, und wo es nichts zu streiten gab, hat Bremer den Finger draufgelegt. Als Zuschauerin frage ich mich: Wieso soll ich denen eigentlich zuhören – die hören sich doch auch nicht zu! Und noch etwas zeigen mir diese Veranstaltungen: diese Art von Schlagabtausch im Politikerjargon langweilt mich. Und wissen Sie, woran ich das gemerkt habe? Daran, dass ich mich immer wieder damit beschäftigte, dass Charles Bronson tot ist. Das war nämlich die Meldung, die unten am Bildschirm immer durchlief.

Die Autorin trainiert Führungskräfte für Fernsehauftritte.

Désirée Bethge

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