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Brutzeln in Bayern: Köche, Köfte und Kartoffelsalat

Jeder vierte Bewohner Deutschlands hat einen Migrationshintergrund – eine Tatsache, die inzwischen auch in Bayern angekommen ist. Dazu hat sich nun auch der öffentlich-rechtliche BR etwas einfallen lassen: Eine Kochreportage mit dem sperrigen Titel "Türkisch-bayerisch kochen für Anfänger".

Im Begleittext erklärt der Sender, „Integration und gegenseitiges Kennenlernen funktioniert hervorragend über die Pfanne.“ So verkorkst wie dieser Satz sind auch die vier Folgen der Sendung, deren erster Teil am Dienstag ausgestrahlt wird.

Schauspieler Adnan Maral („Türkisch für Anfänger“) und BR-Reporter Franz Xaver Gernstl kaufen ein, um später mit Profikoch Fritz Häring am Starnberger See türkische Köfte und bayerischen Kartoffelsalat zuzubereiten. Beim gestellt spontanen Einkauf und der Wasserpfeife danach palavern Maral und Gernstl über „den Türken an sich“ (Maral). Sätze wie „der Türke trinkt durchaus gern Alkohol“ oder „wir Türken glauben an das Schicksal“ fehlen in keiner Folge. Die Intention der als Kochsendung getarnten Lehrstunde wird schnell deutlich: Der Deutschbayer soll verstehen, was seine türkischen Mitbürger umtreibt. Das pädagogisch bemühte Gesprächsniveau steigt auch am Herd nicht. Statt über Zutaten wird über die Migrationsgeschichte von Marals Eltern geredet. Wer mehr über den kulinarischen Inhalt wissen will, muss sich das Rezept auf der Internetseite des BR holen.

Das Kochformat ist übrigens nicht der erste Versuch des BR, dem Einwanderungsland gerecht zu werden: Seit Anfang 2009 läuft einmal im Monat „Puzzle“ – „das erste interkulturelle Kulturmagazin im deutschen Fernsehen“. Die telegene Moderatorin Özlem Sarikaya ist jedoch nur unter der Woche spät nachts zu sehen. Man will mit der Vielfalt wohl nicht gleich übertreiben. Ferda Ataman

„Türkisch-bayerisch kochen für Anfänger“, BR, 21 Uhr 15

Ferda Ataman

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