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Raum für Spekulationen. Neben dem bekannten TV-Modell mit der Samstags-„Sportschau“ vor 20 Uhr (im Foto mit dem neuen Moderator Matthias Opdenhövel) hat das Kartellamt vor Kurzem auch grünes Licht für eine Art Internet-Sportschau gegeben. Foto: WDR

© WDR/Fulvio Zanettini/Thomas Leid

Bundesliga im TV: Next Top-Modell

Die Deutsche Fußball Liga vergibt die Übertragungsrechte für die Bundesliga für die Saison 2013/2014 und denkt dabei an ein neues Free-TV-Szenario. Das könnte Folgen für die "Sportschau" haben.

Die gute Nachricht zuerst: Fußballfans können die längeren Zusammenfassungen der Sonntagsspiele der Bundesliga künftig schon um 19 Uhr Uhr im frei empfangbaren Fernsehen anschauen, statt erst ab 21 Uhr 45 in den Dritten Programmen. Ein entsprechendes Modell hat die Deutsche Fußball Liga (DFL) bei der Ausschreibung der TV-Rechte von der Saison 2013/2014 an berücksichtigt. Die schlechte Nachricht: Bedingung sei, dass die ARD-„Sportschau“ am Samstag um 18 Uhr verschwindet und dafür eine sogenannte Internet-Sportschau ab 19 Uhr eingeführt wird. Das soll Ligachef Christian Seifert laut dpa in der „Sport Bild“ vom Mittwoch gesagt haben.

Das hat er aber so nicht gesagt, jedenfalls nicht in der „Sport Bild“. Es ist auch nur schwer vorstellbar, dass sich der gewiefte DFL-Boss bei einer so heiklen Sache wie der Ausschreibung und Vergabe der rund 450 Millionen Euro schweren Medienrechte an der Fußball-Bundesliga lange vor Start der offiziellen Ausschreibung mit einer „Bedingung“ für den möglichen Großkunden ARD aus dem Fenster hängt.

Und wirklich, nur ein paar Sätze weiter, liest sich die Agenturmeldung immer noch interessant, aber nicht mehr so brenzlig. „Ein Highlight-Szenario sieht vor, dass die Bundesligaspiele am Sonntag nicht mehr erst ab 22 Uhr, sondern schon ab 19 Uhr im Free-TV zu sehen sind“, sagte Seifert. Fans erinnern sich: Frei empfangbaren Erstliga-Fußball am Sonntag vor 20 Uhr gab es schon mal mit dem Free-TV-Sender DSF (heute: Sport1). Dies wäre ein Entgegenkommen für jene Anhänger, welche die Samstagsspiele bisher in der ARD-„Sportschau“ verfolgten. Sollte sich das Internetmodell bei der Rechtevergabe durchsetzen, wäre eine Samstag-Zusammenfassung im Free-TV frühestens von 21 Uhr 45 Uhr an möglich.

Auch das mit dem „Entgegenkommen“ steht wortwörtlich nicht in dem Seifert-Interview, aber man kann natürlich eins und eins zusammen zählen, in der Art: wenn am Samstag weniger Free-TV, dann wenigstens mehr und früher Free-TV am Sonntag. Beruhigung für die Volksseele.

Die ARD bleibt gelassen. „Wir warten ganz in Ruhe ab, wie die Ausschreibung am Ende aussehen wird und werden dann unsere Gebote abgeben. Wir sind und bleiben von der Qualität und dem Erfolg der Samstags-,Sportschau’ überzeugt“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky dem Tagesspiegel.

Wie schon angedeutet, wenn der DFL-Chef in einer so schwerwiegenden Angelegenheit spricht, ist immer was los, zumal die Bundesliga mit dem Saisonstart der zweithöchsten Klasse am Freitag nach dem Trubel um die Frauenfußball-WM schon wieder näherrückt. Etwas anderes aus dem Seifert-Interview ist leichter nachvollziehbar. Kritisiert wird in dem genannten Zusammenhang das ZDF, dessen „Sportstudio“ seit Monaten zum Ärger vieler Fans frühestens um 23 Uhr beginnt. „Dieser sehr späte Beginn des ,Sportstudios’ ist aus unserer Sicht sehr ärgerlich. Wir geben dem ZDF die Option, ab 21 Uhr 45 zu senden.“ Die Zuschauer müssten dem ZDF mitteilen, dass sie damit nicht einverstanden sind.

Es wird nicht der letzte Aufreger in Sachen „Sportschau“ gewesen sein. Die DFL will die Ligarechte ab dem späten Herbst ausschreiben. Mit der Vergabe ist im Frühjahr 2012 zu rechnen. Neben dem bisherigen Modell mit der ARD-„Sportschau“ vor 20 Uhr hat das Kartellamt vor Kurzem grünes Licht für eine Zusammenfassung der Spiele im Internet gegeben. Zusätzlich können wie bisher alle Partien live im Pay-TV gezeigt werden. „Wir denken aktuell über nicht mehr als zwei Szenarien für die Highlight-Berichterstattung und über zwölf Pakete nach, die die Liveberichte beinhalten. Ob es dabei bleibt, darüber sind wir im Gespräch mit dem Kartellamt“, sagte Seifert. Mit der Strategie will die DFL den Konkurrenzkampf neu entfachen und höhere Erlöse erzielen. Der derzeitige Vierjahresvertrag, der 2013 ausläuft, hat ein Gesamtvolumen von 1,65 Milliarden Euro. In der nächsten Saison fließen allein aus der TV-Inlandsvermarktung 428 Millionen Euro an die Liga. Darunter 100 Millionen aus der Kasse der ARD, für den Erhalt ihrer „Sportschau“.

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