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Bundesliga-TV: Premiere kontert "Sportschau"

Premiere erhält für die Fußball-Bundesliga wieder die Pay-TV-Rechte. Dazu kommt jetzt auch noch ein Samstagsspiel um 18.30 Uhr - parallel zur "Sportschau"

Der Italiener hat gut kalkuliert. Silvio Berlusconi, italienischer Ministerpräsident, Medienunternehmer und Milliardär, hatte sich mit 3,14 Prozent bei der Premiere AG engagiert. Am Donnerstag schoss die Aktie um fast 40 Prozent in die Höhe, nachdem erste Meldungen über die Vergabe der TV-Rechte an der Fußball-Bundesliga die Börsenrunde gemacht hatten. Der Abo-Sender, zwar mit mehr als 300 Millionen Euro verschuldet und Monat für Monat tiefer in den Miesen, ist mit von der Partie – und er hat beim Vergabepoker seine Wertigkeit erhöhen können. Premiere bekommt von der Deutschen Fußball-Liga (DFL) mehr Exklusivität zugestanden. Und das Pay-TV bleibt das einzige Fernsehprogramm, in dem alle Spiele der ersten und zweiten Liga live gezeigt werden.

Noch haben Vorstand und die Mitgliederversammlung der 36 Bundesligaklubs dem Verhandlungsergebnis nicht zugestimmt, aber nach Angaben aus Teilnehmerkreisen haben alle Beteiligten dieses fest im Auge. Heute wird es verkündet.

Zwei Begegnungen am Sonntag: 15 Uhr 30 und 17 Uhr 30

Es geht um die vier Spielzeiten von der Saison 2009/2010 an. Grundlage der TV-Rechte sind die Zentralvermarktung und der Spielplan. Die Zentralvermarktung der Medienlizenzen durch die DFL für alle Vereine bleibt bestehen, der Spielplan eines Spieltages erfährt eine leichte Veränderung. Ein Freitagsspiel um 20 Uhr 30, fünf Partien am Samstag um 15 Uhr 30, eine Partie – und das ist die eine Neuerung – am selben Tag um 18 Uhr 30, am Sonntag – Novität Nummer zwei – eine Begegnung um 15  Uhr 30 und eine zweite um 17 Uhr 30. Die Liga dehnt den Spieltag, damit der Abosender Premiere, bislang mit 209 Millionen Euro pro Saison der größte Einzelfinanzier der Liga, eine größere Exklusivität bekommt und damit eine höhere Attraktivität bei den (potenziellen) Abokunden. Die DFL hat deswegen das Samstagsspiel um 18 Uhr 30 kreiert. Damit bleibt die ARD-„Sportschau“, mit fünf Partien in der Zusammenfassung einerseits das Zentralorgan für den Spieltag im Free-TV, wie es das Bundeskartellamt verlangt, andererseits wird die Sendung leicht entwertet. Wer Bundesliga ab 18 Uhr 30 live erleben möchte, der muss ein Premiere-Abo kaufen und wird gezwungen, dort die Zusammenfassung der Samstagspartien ab 17 Uhr 30 zu verfolgen.

Die Ansetzung der Begegnung um 18 Uhr 30 ist auch eine Rache der DFL an der ARD, die in den Augen des Ligaverbandes ursächlich hinter der Forderung des Kartellamtes – Zusammenfassung vor 20 Uhr im Free-TV – steckt. Wenn „Sportschau“ um 18 Uhr 30, dann Premiere zur selben Zeit live. Insider sagen, dass die DFL dem Abo-Fernsehen auch das Recht auf Auswahl der Partie am frühen Abend zugestehen werde. Also Bielefeld gegen Bochum für die „Sportschau“, Bayern gegen Schalke für Premiere – und für das ZDF, dessen „Sportstudio“ als erste Free-TV-Sendung über das Spitzenspiel des Samstags wird berichten können. Anstoß um 18 Uhr 30 hätte auch zur Folge, dass die „Tagesschau“ im Ersten, die um 20 Uhr 15 endet, kein Fitzelchen Bild zeigen könnte. Das Aufsplitten des Spieltages soll Premiere in die Liga versetzen, ausführliche Fernseh-Fußballnachmittage anzubieten. Zum Beispiel am Samstag, wenn die Zweite Liga um 13 Uhr 30 beginnt und die Eliteliga erst um 20 Uhr 15 abgepfiffen wird, zum Beispiel am Sonntag, wenn zweite Liga und die beiden Partien der ersten Klasse viele Stunden Livefußball garantieren. Als Favoriten für die Sonntagszusammenfassung im Free-TV gelten das DSF (bisher) und die ARD (neu). Kommt das Erste zum Zug, würde das eine Verschiebung der „Sportschau“ von jetzt 18 Uhr bedeuten.

Status quo bei den Fernseheinnahmen

Was erlöst die Liga von den Sendern? In dieser Saison sind es 409 Millionen Euro. Der ausgeschiedene Vermarktungspartner der DFL, das Leo-Kirch-Unternehmen Sirius, hatte bis zum Spruch des Bundeskartellamtes 500 Millionen pro Spielzeit zugesagt. Vorhersagen, dass die Liga von der nächsten Saison an weit hinter die 409 Millionen zurückfällt, werden von den Beteiligten bezweifelt. Es hieße, den Ehrgeiz der DFL-Spitze um Christian Seifert zu unterschätzen, wenn heute bei der Pressekonferenz in Frankfurt am Main nicht der Status quo verkündet werden sollte. Die Liga wird reich bleiben – und das trotz aller Bank-, Finanz- und Wirtschaftkrisen. Jetzt darf nur nicht Rupert Murdoch, dessen News Corp. dank 25,01 Prozent Anteil bei Premiere das Kommando hat, seinen Glauben daran verlieren, dass der deutsche Fernseh- und Zuschauermarkt einen Pay-TV-Sender finanzieren kann.

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