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Kleiner Scherz am Rande: Steffen Seibert (rechts), Sprecher der Bundesregierung, und Martin Schäfer, Sprecher des Auswärtigen Amts, bei einer Regierungspressekonferenz.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Update

Bundespressekonferenz: Steffen Seibert und das "lebensbejahende Rosa"

Regierungssprecher Steffen Seibert spottet mit seinem Kollegen vom Auswärtigen Amt über einen Journalisten - bei offenem Mikrofon.

Es ist eine Szene, wie es sie in der Bundespressekonferenz öfters gibt: Um Punkt 12 Uhr, kurz vor dem offiziellen Beginn der Fragestunde der Berliner Hauptstadtjournalisten an diesem Montag, beugt sich der stets korrekt gekleidete und diplomatisch zurückhaltend formulierende Sprecher des Auswärtigen Amts, Martin Schäfer, zu dem direkt neben ihm sitzenden Regierungssprecher Steffen Seibert und flüstert ihm schnell noch etwas zu. Beide amüsieren sich köstlich. Doch was den Auftritt diesmal so pikant macht: das Mikrofon ist schon offen.

Der Inhalt des Wortwechsels dürfte beiden Sprechern ziemlich peinlich sein. Auf einem Video von der Begebenheit, das der Journalist und Blogger Tilo Jung („Jung & Naiv“), auf Facebook und Twitter veröffentlicht, sind Teile des knappen Dialogs deutlich hörbar. Die Worte Schäfers, der eine rosafarbene Krawatte trägt, sind zu Beginn nur schwer zu verstehen. Dann ist der Satzfetzen „... unterstellen, dass er schwul ist“ zu hören. Die Replik Seiberts dagegen ist laut und deutlich: „Es ist jedenfalls ein lebensbejahendes Rosa.“

Der Grund für den ungewöhnlichen Wortwechsel: Jung war in einem rosafarbenen Hoodie (englisch für Kapuzenpullover) erschienen, der auch bei anderen Anwesenden Aufsehen erregte.

Jung, dessen Markenzeichen „naive“ Fragen (Motto seiner Beiträge im Internet: „Bundesregierung für Desinteressierte“) sind, nervt die Sprecher der Bundesregierung in der Bundespressekonferenz häufig mit oft kritischen und manchmal bewusst einfach formulierten Fragen. Er gilt manchen hin und wieder als Nervensäge.

Eine Entschuldigung will der Blogger für die Farbenlehre des Regierungssprechers und die ungewöhnlich offene Einordnung des AA-Sprechers nicht hören. Für Jung dürfte es sich bei dem Wortwechsel eher um willkommene PR in eigener Sache handeln. „Solcher Kinderquatsch gehört nicht in die Bundespressekonferenz. Erst recht nicht von Regierungssprechern“, sagt Jung der dpa am Mittwochabend - und will so wohl sein Image als seriöser Fragesteller aufpolieren.

Bei seinen Anhängern auf Facebook und Twitter kommt das Video an. „Wenn Mutti das möchte, zieht auch der Steffen lebensbejahende Hemdchen an“, postet beispielsweise einer - und zeigt ein Bild Merkels mit Seibert in rosafarbenem Hemd. Jung selbst twitterte am Mittwochabend: „Erstaunlich, welche BPK-Szenen Aufmerksamkeit von massenmedialer Seite erfahren. Da haben recht viele Menschen recht wenig Sinn für Humor...“.

Offen blieb zunächst die Frage, ob Seibert und Schäfer klar war, dass das Mikrofon schon an war. In der BPK ist es allerdings üblich, dass das Mikrofon des Regierungssprechers immer eingeschaltet ist. Er soll stets die Gelegenheit haben, zu allen Themen die Haltung der Bundesregierung als Ganzes darzustellen. Bleibt abzuwarten, wie Seibert und Schäfer reagieren, wenn sie wieder auf den unbequemen Fragesteller Jung treffen. Die nächste BPK ist diesen Freitag.

Auf der Facebook-Seite von Tilo Jung reagierten einige Leser empörten. Andere zeigten Humor. Gernot Hering schreibt etwa: "Richtige Antwort wäre doch gewesen: "Leider sehe ich mich nicht im Stande, hier eine Wertung vorzunehmen, Herr Schäfer. Diese Unterstellung, die sie hier mit ihrer Aussage reinbringen, muss ich auf jeden Fall zurückweisen". Einmal mit Profis... -.-"

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