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Medien: Busenfetischisten

So konnte es nicht weitergehen. Nicht für „Bild“ und nicht für RTL, nicht für das Blatt mit der höchsten Auflage im deutschen Zeitungsmarkt, nicht für den Marktführer im Fernsehen.

So konnte es nicht weitergehen. Nicht für „Bild“ und nicht für RTL, nicht für das Blatt mit der höchsten Auflage im deutschen Zeitungsmarkt, nicht für den Marktführer im Fernsehen. Zwei der letzten „Bild“-Kampagnen hatten nicht so richtig gezündet: Die Reform der Rechtschreibreform wird anders ausfallen als die vehement geforderte Rückkehr zur „klassischen Rechtschreibung“. Und dann der Sturmlauf gegen die Weigerung der Bundesregierung, das „Caroline“-Urteil anzufechten. Pressefreiheit! Zensur! Diese Montags-Demo fand nicht statt.

Und RTL? Der Fernsehsender musste erleben, wie ARD und ZDF mit Fußball-EM und Sommer-Olympia in der Zuschauergunst vorbeizogen und RTL als Marktführer ablösen konnten. Da war es Zeit für den Bruch des „allerletzten Tabus“, wie „Bild“ meinte: RTL überträgt die erste Busen-Vergrößerungs-Operation. Am Montag und am Dienstag war das der Aufmacher auf Seite 1 der „Bild“. RTL versorgte „Bild“ mit dem notwendigen Vorab-Material, und „Bild“ trieb das Interesse auf die Spitze („Hat dieser Busen das wirklich nötig?“), sprich die Zuschauer zur Live-Sendung in RTL am Dienstagabend. Diese Form der Kooperation haben Zeitung und Sender schon öfters und erfolgreich geübt – siehe Casting- und Dschungelshows. Erst macht „Bild“ seinen Schnitt, dann RTL. Da muss kein Geld fließen, in dieser Zusammenarbeit zu beiderlei Nutzen reicht die Information mit dem Tabu der Exklusivität.

Das Thema „Schönheit per OP“ steht erst am Anfang seiner Medienkarriere. RTL startet in der nächsten Woche die Serie „Beauty Queen“ inkl. Doku, verschärfte Formate werden nicht nur auf Pro 7 folgen. Da lassen sich viele Aufmacher, Sendungen und Medienkooperationen finden, allein die Schicksale nach missglückten Schönheits-OPs werden noch viel Lese- und Augenfutter bieten.

Wer braucht die Prominente Caroline auf der letzten Seite in der Klatschspalte, wenn Michaela Anonyma auf Seite 1 zwar nicht „ihr Gesicht zeigen will, aber ihren Busen live im TV operieren lässt“. Der nicht gewaltige Unterschied zwischen „Bild“ und RTL: Hier das Standbild, dort das Bewegtbild.

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