zum Hauptinhalt

Chronologie: Abhöraffäre in Großbritannien

Der Skandal um das britische Boulevardblatt "News of the World" um illegale Praktiken wie das Abhören privater Handys schwelt seit Jahren. Eine Chronologie der Ereignisse.

Zuletzt wurden immer brisantere Details öffentlich - neben dem Imperium von Medienmogul Rupert Murdoch gerieten auch Polizei und Politik unter Druck.

8. August 2006: Festnahme des "News of the World" (NotW)-Reporters Clive Goodman und des Privatdetektivs Glenn Mulcaire. Ihnen wird vorgeworfen, sich Zugang zu den Handynachrichten der königlichen Familie verschafft zu haben.

26. Januar 2007: - Goodman und Mulcaire werden zu vier beziehungsweise sechs Monaten Gefängnis verurteilt.
- „NotW"-Chefredakteur Andy Coulson tritt zurück, erklärt aber, von den illegalen Praktiken der Zeitung nichts gewusst zu haben.

31. Mai 2007: Coulson wird Pressechef des damaligen Oppositionsführers David Cameron.

21. Juli 2009: Die Zeitung „Guardian“ enthüllt, dass die Telefone von bis zu 3000 Menschen von „NotW"-Reportern abgehört wurden.

15. Juni 2010: Murdochs Medienkonzern News Corporation, zu dem auch die „NotW“ gehört, bietet 8,6 Milliarden Euro für den Kauf der Anteile des größten britischen Satellitensenders BSkyB, die noch nicht im Besitz Murdochs sind.

12. Oktober 2010: Mehrere britische Medien fordern die Regierung auf, die komplette Übernahme von BSkyB durch News Corp zu verhindern. Sie befürchten eine Bedrohung für die Pressevielfalt.

21. Januar 2011: Coulson tritt im Zusammenhang mit den Vorwürfen um die „NotW“ von seinem Posten als Pressechef Camerons zurück, der inzwischen Premierminister ist.

3. März 2011: Die britische Regierung gibt News Corp grünes Licht für die komplette Übernahme von BSkyB.

4. Juli 2011: Laut „Guardian“ verschaffte sich die „NotW“ 2002 Zugang zum Handy der verschwundenen Schülerin Milly Dowler, die später ermordet aufgefunden wurde. Mulcaire soll sogar Nachrichten auf ihrem Handy gelöscht haben, um Platz für neue zu schaffen. Die Angehörigen und die Polizei dachten dadurch, dass das Mädchen noch am Leben sein könnte.

7. Juli 2011: - Die Zeitung „Telegraph“ berichtet, dass auch Angehörige von im Irak und in Afghanistan getöteten Soldaten abgehört wurden.
- Murdochs Sohn James, Präsident der britischen Zeitungsgruppe News International, kündigt das Ende der „NotW“ an, die seit 1843 existierte.

8. Juli 2011: Coulson und Goodman werden festgenommen, später unter Auflagen aber wieder auf freien Fuß gesetzt.

10. Juli 2011: Die „NotW“ erscheint zum letzten Mal. Die Titelzeile lautet: „Danke und auf Wiedersehen“.

13. Juli 2011: - News Corp zieht sein Übernahmeangebot für BSkyB nach massivem politischen Druck zurück.
- Cameron kündigt die Bildung einer Untersuchungskommission zum Skandal an.
- In den USA leitet die Bundespolizei FBI erste Ermittlungen ein, nachdem in Medienberichten die Rede von abgehörten Angehörigen der Opfer der Terroranschläge vom 11. September 2001 war.

14. Juli 2011: Rupert und James Murdoch sowie die Chefin von News International, Rebekah Brooks, erklären sich bereit, am 19. Juli vor einem Parlamentsausschuss auszusagen.
15. Juli 2011: Brooks, die vor Coulson und damit auch zu Zeiten der Abhörmethoden Chefredakteurin von „NotW“ war, tritt zurück.

16. Juli 2011: Erstmals seit Beginn des Skandals veröffentlicht Rupert Murdoch Entschuldigungen in der Presse.´

17. Juli 2011: - Brooks wird wegen des Verdachts der Korruption und des Vorwurfs festgenommen, an der Abhöraktion beteiligt gewesen zu sein; nach einigen Stunden kommt sie auf Kaution frei.
- Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson reicht wegen der „Spekulationen und Anschuldigungen“ über Verbindungen seiner Behörde zum Murdoch-Imperium seinen Rücktritt ein.

18. Juli 2011: - Vize-Polizeichef John Yates tritt zurück. Er hatte 2009 entschieden, dass trotz neuer Vorwürfe keine neuen Ermittlungen in dem Abhörskandal aufgenommen werden.
- Der frühere „NotW"-Reporter Sean Hoare wird tot in seinem Haus nördlich von London aufgefunden. Der Enthüllungsjournalist hatte brisante Details der Affäre öffentlich gemacht. Laut Polizei erschienen die Todesumstände jedoch nicht verdächtig. (AFP)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false