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Comeback: Andreas Türck: acht Jahre weg vom Schirm

Prozess wegen angeblicher Vergewaltigung, dann ein Freispruch, dann Warten: Andreas Türck kehrt heute ins Fernsehen zurück.

Heute kehrt Andreas Türck ins Fernsehen zurück. Für alle, denen die Sensation der Nachricht verborgen bleibt, weil ihnen der Name nichts sagt: Der 44-Jährige war mal einer der bekanntesten und beliebtesten Moderatoren. Nach ersten Schritten beim ZDF – wo er unter anderem ein Jahr lang eine Neuauflage von „Dalli Dalli“ moderierte – wechselte er zu ProSieben, wo ihn die Trash-Talk-Welle nach oben spülte: von 1998 bis 2002 moderierte er auf ProSieben den täglichen Nachmittagstalk „Andreas Türck“, in dem sich unprominente Gäste vorzugsweise laute Wortgefechte lieferten, und danach auf demselben Sender die „Chart-Show“. Im Jahr 2000 wählten ihn die Leserinnen des Frauenmagazins „Amica“ zum „erotischsten TV-Entertainer Deutschlands“.

Im Frühjahr 2004 wurde bekannt, dass gegen Türck wegen des Verdachts der Vergewaltigung ermittelt wird. Obwohl er 2005 nach einem medial befeuerten, zermürbenden und für alle Seiten demütigenden Prozess freigesprochen wurde, war seine Karriere erst einmal zu Ende. Er tauchte ab, gab weder Interviews noch schrieb er Bücher, trat nicht in Talkshows auf und verklagte auch niemanden. Nur einmal äußerte er sich in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Zunächst war es unglaublich schwierig, ins normale Leben zurückzufinden. Der Prozess hat in meinem Leben riesige Wunden hinterlassen.“ Und dass er trotz des Freispruchs mit Vorurteilen kämpfen musste. Das war alles. 2006 gründete er in Hamburg eine Firma, mit der er seitdem erfolgreich Formate fürs Web-TV entwickelt.

Auch als der ARD-Wettermoderator Jörg Kachelmann 2010 der Vergewaltigung angeklagt wurde und es wieder zu einem schlammschlachtartigen, öffentlichen Prozess kam, hielt Türck sich konsequent zurück. Er versuchte mit allen Mitteln, seinen Namen aus dem Kachelmann-Prozess rauszuhalten, was ihm natürlich nur schwer gelang. Zu ähnlich waren die Anschuldigungen, Spekulationen, Vorverurteilungen und kreischenden Schlagzeilen, mit denen Medien und Öffentlichkeit den Prozess begleiteten.

Am 12. Oktober gab der zur ProSiebenSat1-Gruppe gehörende Privatsender Kabel 1 bekannt, dass Andreas Türck auf den Bildschirm zurückkehrt und vom 2. Dezember an „Abenteuer Leben“ moderiert. Die Wissenssendung, seit zwölf Jahren im Programm, verspricht „außergewöhnliche Typen, spannende Reportagen und faszinierende Bilder“ sowie „fesselnde Geschichten aus Deutschland und der Welt mit Aha-Effekt“. Die Wochensendung, die montags bis freitags am Vorabend läuft, moderiert weiter Christian Mürau, Türck übernimmt die sogenannte Kernsendung am Sonntagabend.

Zu Türcks neuem Engagement wurde die Pressestelle von ProSiebenSat 1 mit Interviewanfragen geflutet. Herr Türck sei durchaus für Interviews bereit, sagte eine Pressesprecherin, er würde die Anfragen jetzt aber erst einmal sichten, man melde sich nächste Woche. Doch dazwischen lag der Sonntag, und an dem saß Jörg Kachelmann mit seiner Frau Miriam bei Günther Jauch und machte das, was Türck acht Jahre lang vermieden hat: Er setzte sich einer Situation aus, von der vielleicht nur er glaubte, er können davon profitieren.

Ob Kachelmanns Desaster bei Jauch Auslöser für Türcks Entscheidung war oder nicht, ist reine Spekulation. Die ProSiebenSat-1-Pressestelle teilte jedenfalls mit, dass er „keiner großen Tageszeitung ein Interview geben“ werde und man hoffe, dass man die Entscheidung respektiere. Ja und nein. Respekt gebührt Andreas Türck, dass er sich all die Jahre nie hat hinreißen lassen, seinen Fall medial und pekuniär auszuschlachten. Dass er es ertragen hat, den Mund zu halten und nicht seine Sicht der Dinge zu erzählen, obwohl es da sicher einiges zu erzählen gibt und das sicher auch ganz viele interessiert. Dass er nie nachgetreten hat. Dass er, der Fernsehmoderator als seinen Traumberuf bezeichnet, acht lange Jahre die Füße still gehalten und einfach nur gewartet hat. Das war das Klügste, das er machen konnte.

„Abenteuer Leben“, um 22 Uhr 35, Kabel 1

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