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Medien: Dagobert Lindlau: Ein Klassiker

Im Jahre 1981 wäre Dagobert Lindlau beinahe Chefredakteur des SFB geworden. Er zog seine Bewerbung rechtzeitig zurück.

Im Jahre 1981 wäre Dagobert Lindlau beinahe Chefredakteur des SFB geworden. Er zog seine Bewerbung rechtzeitig zurück. Lindlau ist vor allem Reporter, Kommentator, Autor - und zwar ein besonders guter. Ein öffentlich-rechtlicher Journalist des klassischen Typs. Dafür hat er den Adolf-Grimme-Preis bekommen, und dann noch einen zweiten, und schließlich die besondere Ehrung fürs Lebenswerk.

Die meisten anderen Sachen, die er ausprobiert hat, liefen weniger gut. Als Talkshow-Moderator zum Beispiel konnte Lindlau nie dauerhaft Fuß fassen. Er redet wohl selber viel zu gerne, und zu temperamentvoll. Das bekannteste Buch, das er geschrieben hat, heißt "Der Mob", erschien 1987 und prophezeite Deutschland die Machtergreifung des organisierten Verbrechens. Es hat sich zum Glück als übertrieben herausgestellt.

Politische Unabhängigkeit, Kompetenz, ein bajuwarischer Charme - so funktioniert der Fernsehmensch Lindlau. Mit der Bevormundung der Sender durch Parteien hat er sich nie abgefunden. Als er 1990 von seinem Korrepondentenposten in Wien als Chefreporter nach München zurückkehrte, zu seinem bayerischen Rundfunk, fand er dort weder Schreibtisch noch Telefon vor. Auf diese Art wollte die CSU ihn loswerden. Als er für Radio Bremen arbeitete, hatte er Ärger mit der SPD. 1992 ging Lindlau, der große Fernsehmann, in den Ruhestand. Nun schreibt er Bücher und grantelt gelegentlich. Wird das Fernsehen immer flacher? Werfen die Öffentlich-Rechtlichen ihre Perlen vor die Säue? Heute wird Lindlau siebzig. In seiner Freizeit schießt er gerne auf Wurftauben.

mrt

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