zum Hauptinhalt

Medien: Das Beste aus seinem Leben

Kolumnist wird Serienstar: Oliver Mommsen über seine Rolle als Axel Hacke

Herr Mommsen, Sie haben Ihre Rolle als Max Miller als „Sechser im Lotto“ bezeichnet. Warum?

Das ist ein Sechser im Lotto, auf jeden Fall. Die Rolle ist sehr nah an mir. Es ist eine Mischung aus sehr gerade und nüchtern spielen und Einstiegen in den Wahnsinn, das liegt mir. Wenn wir es schaffen, dass nicht nur Chaos entsteht, sondern dass man dem auch folgen möchte, dann macht es einen Riesenspaß.

Der Kolumnist Axel Hacke stammt aus Braunschweig. Konnten Sie sich als nördlich des Mains Geborener, der vor allem als Bremer „Tatort“-Kommissar Stedefreund bekannt wurde, in das Münchner Milieu der Hacke-Kolumnen einfühlen?

Ich bin in Düsseldorf aufgewachsen, alles was in die Schickimicki-Richtung geht, gefällt mir nicht. Wobei ich mich seit den Dreharbeiten zu „Tote Hose“ in München mit der Stadt vertragen habe. Nach und nach entdeckte ich meine kleinen Ecken, etwa das Glockenbachviertel. Es ist eine tolle Stadt zum Arbeiten, und die Umgebung ist traumhaft.

Mit Axel Hacke beziehungsweise der Kolumnen-Figur verbindet Sie nur die dunkle Brille, die Hacke aber längst nicht mehr trägt, wie er sagt. War es schwierig, eine eigene Interpretation von Max Miller zu finden, hat sich der Autor eingeschaltet?

Nein, gar nicht. Er war am Anfang mit dabei, musste dann aber wohl feststellen, dass seine Art zu schreiben und das Verfassen eines Drehbuchs zwei komplett verschiedene Schuhe sind. Das wird auch der spannendste Moment für uns: Die Frage, wie die Serie von seinen Lesern angenommen wird. Ich hatte mich zunächst völlig auf Axel Hacke gestürzt und wollte er werden, merkte dann aber, dass das blockiert. Optisch ist er ein sehr einprägsamer Typ, außerdem hat er eine ganz eigene Art zu betonen, von stoisch bis wütend. Das ist alles mit eingeflossen, wenn ich am Ende auch frei war, etwas Eigenes daraus zu machen.

Ob im Clinch mit der Sekretärin beim Tanzkurs oder hilflos vor einem Geldautomaten, weil ihm die Geheimzahl entfallen ist: Max Miller wirkt permanent überfordert. Sehen Sie ihn als eine Vorabendversion von Woody Allens „Stadtneurotiker“?

Wir stellen in dieses moderne Leben einen Menschen hinein, der immer fünf Sekunden zu spät ist, aber eben auch nicht aufgibt und jammert. Im Fernsehen kann man immer diese Energie aufrechterhalten, wo man im Alltag normalerweise zusammenbricht, auf dem Bordstein sitzt und nicht mehr kann. Aber hier kann man dieses Hinterherlaufen zeigen, mit dem enormen Willen, es zu schaffen. Das kommt auch meiner Position im Leben ziemlich nahe, das kenne ich.

Petra Berndt, die den „Bürodrachen“ Linda spielt, nannte die Serie „britisch fein“. Ist in den turbulenten Dialogen Axel Hackes Feder besonders zu spüren?

Durch seine Kolumnen haben wir einen riesigen Schatz. Die Qualität dieses Wortwitzes gelingt nicht immer im Vorabendprogramm, das ja doch etwas einfacher gestrickt ist.

Millers Frau Paola und sein Sohn Luis sind sehr selbstbewusst und fordernd. Wie war die Zusammenarbeit mit Elena Uhlig und dem achtjährigen Sandro Ianotta?

Toll. Elena ist so etwas wie eine Naturgewalt. Wenn sie herannaht, kommt ein Wind auf, die Blätter fallen von den Bäumen, die Tür geht auf und Elena ist da. Wir hatten einen sehr sportlichen Wettkampf. Im Umgang mit Luis schöpfe ich aus meinem Erfahrungsschatz als Familienvater. Das ist ein ganz pfiffiger Kerl. Kinder haben ja das, worum wir erwachsene Schauspieler immer kämpfen müssen, diesen Spieltrieb. Was ich allerdings nicht wusste: Dass mein größter Gegenspieler der Kühlschrank wird.

Jener sprechende melancholische Kühlschrank, der bei Axel Hacke „Bosch“ und hier „Frost“ heißt.

Der Justitiar des WDR hatte den ursprünglichen Namen „Bosch“ abgesegnet, der Kühlschrank ist eine Figur, insofern ist es legitim, ihn „Bosch“ zu nennen. Aber die ARD ist vorsichtig geworden, und jetzt heißt der Knabe eben „Frost“. Der Produzent Mario Krebs hat das zum Glück sehr gelassen hingenommen, und ich schließlich auch. Es heißt ja immer, man solle nicht mit Kindern und Tieren spielen, weil die einem die Show stehlen. Ich werde ab sofort bei Kühlschränken auch etwas vorsichtiger sein.

Das Interview führte Katrin Hillgruber.

„Das Beste aus meinem Leben“, acht Folgen, immer freitags um 18 Uhr 50 in der ARD

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false