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Medien: Das Ende einer Märchenstunde

„Nachtgespräche“ mit Drewermann abgesetzt

Die „Nachtgespräche“ sind vorüber. Die Radiosendung auf 88acht mit Eugen Drewermann, in denen der Kirchenrebell über die tiefenpsychologische Bedeutung von Aschenputtel oder dem Froschkönig philosophiert hat, gibt es nicht mehr. Da hätte auch alles Beten nichts geholfen, meint Florian Barckhausen, Programmchef des RBB-Radiosenders. Es fehle schlicht das Geld für das Programm, das in zehn Jahren eine kleine, aber treue Fangemeinde um sich versammelt hatte und ursprünglich ein Gegengewicht zu Sendungen mit „seelischen Exhibitionismus-Voyeuren“ bilden sollte.

Der Seelsorger der Nacht, der zweimal im Monat Märchen und religiöse Themen mit den Hörern diskutierte, sei dem Sender zu teuer geworden: Ein Extra-Studio an Drewermanns Wohnsitz Paderborn und ein mit Nachttarifen vergüteter Toningenieur plus Tonassistent trieben die Kosten auf das Vierfache einer normalen Sendung – und das bei 100 bis 500 Hörern pro Sendung.

Ein anderer Verdacht drängt sich auf: Ist Drewermanns Vergleich des toten Papstes mit dem iranischen Religionsführer Ayatollah Khomeini der Intendanz aufgestoßen? Davon will Barckhausen nichts wissen: „Der Papst hat damit absolut nichts zu tun.“ Auch Drewermann unterstellt dem Sender keine inhaltlichen Motive: „Da fließen Geld, Politik, Macht und Medien ineinander.“

Zudem habe sich der RBB schon davor entschlossen, die „Nachtgespräche“ abzusetzen und Platz zu schaffen für ein Gemeinschaftsprogramm mit Antenne Brandenburg. Allerdings sollte der Vertrag erst im Sommer auslaufen. Drewermann selbst habe dann die Entscheidung beschleunigt: „Bei einem Vortrag in der Urania hat er versucht, seine Hörer gegen die Programmabsetzung zu mobilisieren“, sagt Barckhausen. Dessen ist sich auch der Theologe bewusst: „Die Sendung wurde sofort abgesetzt, weil ich etwas gesagt habe.“

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