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Medien: Das große Gepolter

Nachtduell. ZDF.

Nachtduell. ZDF. Nun streiten sie wieder. Und weil zu zweit streiten nicht genug Lärm macht, attackieren sich Bodo Hauser und Ulrich Kienzle in der neuen ZDF-Sendung „Nachtduell“ nun im Verbund mit jeweils einem Politiker. In der ersten von acht Sendungen während des Wahlkampfes ließen die Ex-„Frontal“-Moderatoren am Dienstagabend die Landeschefs Roland Koch (CDU) und Sigmar Gabriel (SPD) aufeinander los. Bodo Hauser, das ist der Konservative mit dem Glatzkopf, gelang es dabei, noch aggressiver aufzutreten als Mitstreiter Koch, der nicht als konfliktscheu gilt. Ulrich Kienzle, das ist der politisch Linke mit dem Schnauzbart, unterstützte offensiv den Niedersachsen Gabriel, der Buddha-ähnlich alle Gegenangriffe aussaß. Das Publikum wirkte, als sei es zuvor von einem Einpeitscher zur Parteilichkeit angestachelt worden, und verbreitete im Studio Boxring-Atmosphäre.

Aber das ist genau die Krux dieses Formats: Wahlkampf ist ohnehin schon Show. Wer auch nur noch ein bisschen an Aufklärung glaubt, der will eigentlich Hintergründe oder Argumente hören statt noch lauteres Gepoltere. Aber das „Nachtduell“ hat sich vorgenommen, die laufende Wahlkampf-Show noch zu toppen, frei nach dem Motto: Warum denn nur polemisch, wenn es auch aggressiver geht. Der Bundestag sorgt sich, Sabine Christiansens Talkshow sei mittlerweile zu einer Art Ersatzparlament geworden, wenn nicht sogar zur eigentlichen Bühne der politischen Auseinandersetzung. Mag sein. Vor einer Konkurrenz des „Nachtduells“ als zweiter Kammer muss das Parlament jedenfalls keine Angst haben. Auch nicht im Wahlkampf. Hans Monath

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