zum Hauptinhalt

Medien: Das Ösi-Rätsel

Wiener Safe-Vermieter, Kärtner Baufirma: Wem gehört TV Berlin?

Auf jeden Fall liegt der Hauptstadtsender TV Berlin in österreichischen Händen. Die Frage ist nur, ob diese Hände einem Wiener Safe-Vermieter oder einem Kärtner Bauunternehmer gehören. Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins „Focus“ ist die Wiener Firma Safe Wertfachvermietungs GmbH alleiniger Gesellschafter, während die Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) davon ausgeht, der Kärtner Bauunternehmer Hanno Soravia und dessen Kanal 1 Fernsehbetriebsgesellschaft besitze und führe das Stadtfernsehen. Die MABB habe Kanal 1 die Sendelizenz für eine Kabel-Verbreitung am 2. Dezember 2002 ausgestellt, sagt Justitiarin Ingeborg Zahrnt dem Tagesspiegel. Im Vorfeld der Lizenzierung, auch das sagt Zahrnt, habe die Gesellschaftergruppe um Soravia dem Medienrat angezeigt, die Anteile auf die Safe Wertfachvermietungs GmbH übertragen zu wollen. Als die MABB darauf hin klarmachte, es würde im Falle dieser Übertragung zu einem neuen Verfahren der Lizenzierung kommen, wurde seitens der Betroffenen, Safe-Vermieter und Bauunternehmen, auf diesen Akt verzichtet. Für die MABB wird TV Berlin von Kanal 1 betrieben, Gesellschafter sind zu 49 Prozent der Bauunternehmer Hanno Soravia, zu 49 Prozent dessen Treuhänder Gerhard Knechtel, zwei Prozent hält Beatrix Schartl, Schwester des Soravia-Vertrauten Peter Kölbel. .

Nach „Focus“-Informationen ist allerdings die Safe-Firma im Handelsregister des Amtsgerichts Charlottenburg als alleiniger Gesellschafter von TV Berlin eingetragen. Zahrnt will das überprüfen, nimmt aber an, die Eintragung vom Oktober 2002 dokumentiere nicht den aktuellen Stand der Besitzerverhältnisse. „Wir haben keinen Anlass, von einer Rückübertragung auszugehen. Trotzdem prüfen wir den Vorgang.“ Auch für die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) ist die Kanal 1 Fernsehbetriebsgesellschaft mit den Gesellschaftern Soravia/Knechtel/Schartl die Eigentümerin von TV Berlin. Die KEK hat der Gesellschaft im Oktober 2003 eine bundesweite Satellitenverbreitung von TV Berlin genehmigt, hatte demnach keine Zweifel an den Besitzverhältnissen.

Kanal 1 ist zu 40 Prozent auch am Regionalsender TV München beteiligt. Es wäre ein größeres Medienwunder, wenn es den gemeinsamen Investoren um Soravia gelungen wäre, was noch keinem Medienunternehmer gelungen ist – profitables Regionalfernsehen. Woher das Geld für den Sendebetrieb kommt, ist unklar. „Focus“ spekuliert über den „Strohmann“ Soravia und über mögliche Gelder aus dem Umfeld von Jugoslawiens Ex-Diktator Slobodan Milosevic. Geschäftsführerin von TV Berlin und TV München ist Simone Langkabel. Sie war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Zur Startseite