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Datenschutz: Bitte verwaschen

244.000 Mieter und Immobilienbesitzer wollen nicht, dass Google Street View ihre Häuser zeigt. Wer bisher keinen Widerspruch eingelegt hat, kann dies auch später noch tun, muss dafür aber bis zum Start von Street View warten.

Es wird einige Lücken geben, wenn Google in den nächsten Wochen seinen umstrittenen Dienst Street View in Deutschland startet: Etwa 244 000 Haushalte wollen ihre Häuser nicht in dem Online-Straßenatlas sehen und haben deshalb bei dem US-Konzern vorab Widerspruch eingelegt. Das sind knapp drei Prozent der Betroffenen in den 20 Städten mit insgesamt rund 8,5 Millionen Haushalten, in denen der Dienst zunächst starten soll, teilte Google am Donnerstag in Hamburg mit.

Google selbst will die Zahl der Widersprüche nicht kommentieren. Als hoch bewertet sie das Verbraucherschutzministerium. Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hatte dem US-Konzern wiederholt vorgeworfen, mit Street View die Privatsphäre zu verletzen. Auch der für Google zuständige Datenschützer Johannes Caspar aus Hamburg findet, die 244 000 Anträge seien „eine ganze Menge“. Wenn man die Quote der Einsprüche in den 20 Städten bundesweit hochrechne, „sind wir deutlich im siebenstelligen Bereich von über einer Million“.

Anders interpretierte hingegen der Branchenverband Bitkom die Zahl der Widersprüche. Sie zeige, „dass die meisten Deutschen trotz der verbreiteten Panikmache besonnen“ reagierten, teilte der Verband mit. Vielen Menschen sei klar, dass Häuserfassaden ohnehin öffentlich seien. Wie viele Mieter und Immobilienbesitzer in Berlin Widerspruch einlegten, ist nach Angaben von Google nicht bekannt. Die regionale Verteilung der Anträge sei nicht erfasst worden.

Bis zum 15. Oktober hatten die Haushalte vorab Widerspruch einlegen und damit bewirken können, dass Gebäude in den Straßenansichten nur noch unscharf angezeigt werden. Wenn auch nur ein Mieter eines Mehrfamilienhauses dies fordert, wird das ganze Gebäude „verwaschen“ dargestellt. Allerdings seien nicht alle Widersprüche wegen nicht eindeutiger oder unlesbarer Adressen zu bearbeiten gewesen, teilte der Konzern mit, der für diese Aufgabe zusätzlich 200 Arbeitskräfte eingestellt hatte. Antragsteller sollten deshalb zum Start des Dienstes unter maps.google.de prüfen, ob die Ansicht ihres Hauses tatsächlich unkenntlich gemacht worden ist – falls nicht, können die Antragsteller Google unbefristet auffordern, das Bild unkenntlich zu machen.

Wer bisher keinen Widerspruch eingelegt hat, kann dies auch später noch tun, muss dafür aber bis zum Start von Street View warten. Wann genau der Dienst online geht, steht noch nicht fest. Einwohner, die nicht in den 20 betroffenen Städten wohnen, können für ihre Häuser auch künftig vorab Anträge stellen. Informationen dazu gibt es auf der Website google.de/streetview. Wurde ein Haus in dem Online-Straßenatlas jedoch einmal unkenntlich gemacht, kann dies nicht rückgängig gemacht werden, da Google die Originalbilder verändert.

Für die Aufnahmen hatte Google Straßen mit einem speziellen Kamerawagen abgefahren.  Dabei griffen die Fahrzeuge über Jahre auch Informationen aus offenen WLAN-Netzen ab. Google betont, das sei nur versehentlich durch einen Softwarefehler geschehen, die Daten seien nicht genutzt und inzwischen vernichtet worden. Sonja Pohlmann/dpa

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