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Im Nationalsozialismus wurde der Begriff „Lügenpresse“ häufig genutzt. Heute wird er von Pegida-Anhängern, hier bei einer Demo in Villingen-Schwenningen, verwendet.

© picture alliance / dpa

Debatte auf Tagesspiegel.de: "Lügende Presse" – ehrliche User

Unter dem Artikel zum grassierenden Begriff „Lügenpresse“ hat sich eine rege Diskussion unter unseren Usern entfaltet. Wir möchten Ihnen zeigen, wie diese aussieht mit einem Text, der aus Zitaten zusammengestellt ist.

Ich würde den Begriff Lügenpresse nicht benutzen, aber den Gedanken dahinter kann ich verstehen. Ich denke für viele war die Ukraine-Krise der Auslöser und Hauptgrund für den Vertrauensverlust in „die Medien“. Mir persönlich ist die tendenziöse Berichterstattung ganz ehrlich aber erst in der Flüchtlingskrise aufgefallen. Journalisten verstehen sich meiner Ansicht nach zu oft als Volkspädagogen und nicht als Informationsaufbereiter. Political Correctness ist das Gift, das die Medien dazu verleitet, Dinge nicht mehr beim Namen zu nennen. Dadurch werden Sachverhalte „neutral“ dargestellt, die die Realität der Leser nicht mehr widerspiegeln. Dies führt dazu, dass die erlebte Welt und die mediale Welt auseinander driften. Liebe Medienschaffenden, man muss euch leider attestieren: das ist nicht Journalismus mehr, ihr macht bloß PR! Und das schreibe ich als überzeugter Verteidiger einer streitbaren und auch gedruckten Presse.

Allerdings, der Begriff „Lügenpresse“ ist indiskutabel. Wer ihn gebraucht demaskiert sich als Demagoge. Die Gesellschaft braucht einen „Leithammel“, und nachdem Kaiser, Führer, Honecker und sogar der Papst diesen „Leithammel“ nicht mehr geben können, ist nun die damit überforderte Presse dran. Und bekommt prompt das Etikett „Lügenpresse“ umgehängt.

Daher finde ich auch die Betroffenheitslyrik und die Nabelschau der Redakteure und Redakteurinnen eher peinlich, sie begeben sich dadurch auf dasselbe egomanische Niveau wie ihre Schmäher von Pegida oder AfD. Im Moment wollen alle beteiligten Akteure tunlichst vermeiden als Teil des Problems erkannt zu werden und inszenieren sich deshalb permanent als Teil der Lösung.

Bei angeblichen Skandalen zieht sich eines durch die Vergangenheit: Wenn es losgeht, schreiben alle das gleiche. Ob das Jenninger, Walser oder Wulff waren, man rennt mit der Masse. Und irgendwann setzt die Einsicht ein, dass man vielleicht auch übertrieben hat. Um es beim nächsten „Skandal“ wieder gleich zu machen. Das ist wirklich ein Riesenproblem. Man kann es fast täglich beobachten. Kolleg*innen verzichten auf eigenes Nachdenken und schließen sich freiwillig der Masse an.

Darum: Investigativer Journalismus und nochmals investigativer Journalismus! Mir persönlich ist das Anführen sich widersprechender Quellen lieber, als eine Art 2-Minuten-Infoterrine. Zusätzlich sind die Medien aber auch sehr dünnhäutig wenn es um Kritik geht. Deshalb wurde dieses Wort derart aufgebauscht und sogar als Unwort des Jahres bezeichnet.  Und wer ist denn überhaupt daran schuld, dass das Wort Mainstreammedien jetzt derart negativ besetzt ist? Die Leser und Kommentator*innen etwa, oder sind die Medien nicht selbst daran schuld? Andererseits werden Die Journalist*innen nichts gegen das Empfinden tun können, dass Rechte sich in der Opferrolle sehen. Die ist ja selbstgewählt. Jemand hat einmal sinngemäß geäußert, dass eine der größten Errungenschaften des Westens die Uneinigkeit sei. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Die Kommentare folgender User haben zu diesem Text beigetragen (in ungeordneter Reihenfolge):

kurt-erik, 13ryce, Sonnenblumenfeld, thomas_berlin, Garzauer, McSchreck, Perry25, commentator, conmio2001, KeineMachtfürDumme, nasowasaberauch1, tulum, schoenfeldp, MaxSeinVater, werthberlin, kaltschale

Zu Grunde liegender Artikel: http://www.tagesspiegel.de/medien/luegenpresse-warum-verlieren-medien-an-glaubwuerdigkeit/12691124.html

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