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Dein Nachbar führt Krieg: Kriegstreiber in Deutschland

Eine ARD-Doku widmet sich dem Hutu-Rebellenchef Ignace Murwanashyaka, der von Mannheim aus Krieg im Kongo geführt haben soll.

Bei einer Armee von mehreren tausend Soldaten seien einzelne Übergriffe gegen die Zivilbevölkerung nicht zu verhindern, sagte Ignace Murwanashyaka in einem Interview, als er noch auf freiem Fuß war. Am Mittwoch steht der Präsident der sogenannten Demokratischen Befreiungsfront Ruandas, FDLR, in Stuttgart vor dem Oberlandesgericht, das ihn bezichtigt, Strafaktionen gegen Dörfer im Ostkongo von Mannheim aus gesteuert zu haben. Dort, im Ostkongo, herrschen die aus Ruanda geflüchteten Hutu-Rebellen wie eine Besatzungsmacht. Mord, Raub, Vergewaltigungen, Rekrutierung von Kindersoldaten und Zwangsarbeit in den Bergwerken gingen auf das Konto eines Mannes, der in Deutschland Flüchtlingsstatus genoss, und jahrelang Sozialhilfe bezog – Thema der Doku „Die Kriegstreiber von nebenan“.

Man wird die Gesichter zweier Mädchen nicht vergessen, die von ihrer Verschleppung berichten, nicht den Anblick niedergemetzelter Menschen in Dörfern, nicht den Protestmarsch Hunderter Frauen, die nicht wollen, dass der Ostkongo unter die Herrschaft der aus Ruanda geflüchteten Hutu-Mörder gerät. Nicht minder ergreifen die Aufnahmen aus den Bergwerken, wo Männer, Frauen und Kinder in der Erde wühlen. In kleinen Mengen gelangen die Lieferungen nach Europa, an jeder verdient die „Rebellenarmee“ mit. Ohne Edelmetalle wie Coltan wäre die elektronische Industrie in Europa womöglich zusammengebrochen. Dies ist in groben Umrissen bekannt, aber die Autorin Susanne Babila wirft die Frage auf, ob deutsche Unternehmen wissen, wie viel Blut am Importgut klebt. Die Antwort bleibt offen. Dieser brisante Film musste sich darauf beschränken, teils vorgefundenes, teils neues Material aneinander zu reihen. Unterbelichtet bleibt die Person des Angeklagten, den die Nachbarn im Mannheimer Bahnhofsviertel als freundlichen Mann beschreiben. Hans-Jörg Rother

„Die Kriegstreiber von nebenan. Deutschland und der Terror im Kongo“, ARD, 23 Uhr 30

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