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Der Ball ist ECKIG: Keine Spielchen

In der ARD wird das Viertelfinale Brasilien gegen die USA bei der Frauenfußball-WM zum "Duell der Giganten" hochstilisiert. Der Eurosport sieht das alles nüchterner - und richtiger.

In der Liebeskomödie „Was Frauen wollen“ ist Mel Gibson als chauvinistisch veranlagter Werbefachmann in der Lage, die Gedanken von Frauen zu hören. Als es um einen großen Auftrag geht, entwickelt er eine Idee für einen großen Sportartikelhersteller, die weibliche Kunden ansprechen soll – na gut, eigentlich klaut er den Gedanken seiner charmanten Kollegin Helen Hunt. Der Titel der Werbekampagne: „No games. Just sports.“ Der Kunde ist begeistert, Gibson wird befördert und kriegt am Ende sogar die Frau.

Vielleicht sollten die Öffentlich-Rechtlichen den Film mal zwischen zwei WM-Spielen ausstrahlen, zumindest besagtes Motto würde dem Übertragungs-Spektakel ganz gut anstehen. In der ARD wird das Spiel der Brasilianerinnen um die genialische Marta gegen die US-Auswahl mit martialischer Musik und jeder Menge Emo-Slomos zum „Duell der Giganten“ hochsterilisiert – reißerisch und anbiedernd. Da denkt man tatsächlich: Weniger Spielchen, mehr Sport!

Gut, dass es Alternativen gibt. Auch Eurosport überträgt die WM, wenn am Sonntagabend auch mit etwas Verspätung, erst muss noch die Etappe der Tour de France beendet werden. Gleichberechtigung unter den Sportarten, das ist doch schön. Es muss sich ja nicht überall alles quotenträchtig um die Sommermädchen drehen. Eurosport-Kommentator Ralf Itzel begrüßt seine Zuschauer nüchtern zu einem „Klassiker“ des Frauenfußballs. Immerhin, so erfährt man hier, gab es bereits 27 Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften: 23 Siege für die USA, zwei Unentschieden – Statistik statt Showeinlagen also. Das mag etwas trocken klingen. Aber Itzels unaufgeregter Kommentar wirkt kompetent und beiläufig, nicht bedeutungsschwanger – was wohltuend ist im Vergleich zum hyperaktiven Aktionismus der Öffentlich-Rechtlichen. Am Ende hat sogar die Statistik recht: Die US-Frauen gewinnen. Martin Ernst

Martin Ernst

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