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Der Ball ist ECKIG: Neulich bei Dali

Was an der Fußball-WM der Frauen bei ARD und ZDF wirklich nervt, das ist die ewige Vor- und Nachberichterstattung zu den Spielen.

Sonntagnachmittag, halb sechs. Das ZDF vertreibt sich die Zeit nach den Pflichtberichten zur Tour de France mit Vorberichten auf das Frauenfußball-WM-Spiel Brasilien gegen Norwegen. 15 Minuten, 30 Minuten, 45 Minuten, endlos zerdehnt sich der Bildschirm bis zum Anpfiff, fließt die Zeit dahin, wie die schmelzenden Uhren bei Dali. Anders als surreal lässt sich die mediale Inszenierung dieser WM manchmal nicht ertragen. Außenreporterin Katrin Müller-Hohenstein im „deutschen Lager“, das heißt, auf leerer Straße vor einem tristen Hotel in Düsseldorf. Wer will das sehen? Dauerlächelnd versucht KMH der deutschen Spielerin Célia Okoyino da Mbabi etwas Neues, Provokantes zum Spiel Deutschland gegen Frankreich am Dienstagabend zu entlocken. Diese antwortet: Ich sach’ mal, na gut, das nächste Spiel ist das Schwerste. Sicher, so schwer wie die folgende „3-D-Analyse“ vom Spiel Brasilien gegen Australien, wo uns der ZDF-Mann den Fehlpass einer brasilianischen Spielerin als taktisch–versierten Schachzug verkaufen will. Oder auch muss. Fehlt nur noch „Waldis WM-Club“ und andere Comedy. Hallo ZDF! Hallo ARD!

Es ist in diesen Tagen schon öfters angemerkt worden, man kann es nicht oft genug sagen: All die in die Länge gezogenen, über Jahre eingeführten Rituale der Fußball-Vor- und Nach-Berichterstattung, die Interviews, Expertenfragen, 3-D-Analysen, Gewinnspiele, Umfragen, die ohnehin nur über die Prominenz, den Stellenwert der vertrauten Akteure – Ballacks, Kahns, Messis – zu ertragen sind, sie wirken an dieser Stelle unangemessen, fehl platziert, manchmal sogar lächerlich. Und das liegt nicht an den Fußballerinnen. Das gute Spiel Brasilien gegen Norwegen wollten am frühen Sonntagabend 6,23 Millionen Zuschauer sehen. Das liegt an den Akteuren, die den medialen Rundum-Ballast dieser Weltmeisterschaft dauereuphorisiert zu verwalten haben.Markus Ehrenberg

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