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Der Ball ist ECKIG: Schweini und der Lieblingsreporter

Treue Leser dieser Kolumne ahnen es nach 25 EM-Spielen: Fußballreporter nerven. Fußballreporter haben keine Ahnung.

Fußballreporter sind schlecht. Zu selbstverliebt, zu ignorant, zu viel Stammtisch-Phrasen, zu besserwisserisch. Okay, stellen wir uns einmal ARD-Mann Steffen Simon am Donnerstag nachmittag vorm Spiel Deutschland gegen Portugal in einem Baseler Hotel vor. Simon rührt in seinem Kaffee, über Kolumnen und Aufstellungen gebeugt. Draußen geht die Lierhaus vorbei. Vielleicht zu Beckmann. Jedenfalls nicht zu Simon. Im Innersten ist der Fußballkommentator ein Einzelgänger. Vor allem später auf dem Reporterplatz. Kopfhörer auf, drumherum tosendes Stadion, den Rest der Welt über 90 Minuten durch seine Augen sein Spiel sehen zu lassen. Wie sich Schweini scheinbar rehabilitiert und Ronaldo hinten versteckt, Jogi Löw in der Loge schmollt oder scherzt.

Der Reporter im Labyrinth der Spielzüge und schnellen Einschätzungen – ein Schweinejob. Es gibt so viele Kritikerfraktionen, wie es Fußballreporter gibt. Steffen Simon sieht den Zenit der Karriere von Portugals Mittelfeld-As nicht überschritten – als Deco einen Fehlpass spielt, nicht zum ersten mal. So'n Pech aber auch. Und kein Wunder. Simon ist eh' eine „Fleisch gewordene Ansammlung von Inkompetenz und Selbstgefälligkeit“. Betont jedes „r“ in italienischen Namen über. Das stand alles schon geschrieben. Da sprudelt der Kolumnisten-Witz. Wissen Sie was? Wir backen uns einen Lieblingsreporter. Der von Anfang an alles weiß. Pure Geistesgegenwart. Mit einem Hauch von Unfehlbarkeit. Mit Live-Reportagen, die als eine Art phosphoreszierendes Leuchten in Erinnerung bleiben. Mit aufsteigendem Bühnenhauch, einem Umhang, der plötzlich, mit einem Spielzug herumwirbelt, mit einer markanten Stimme, die ruft: Tataaaaa!

Mit einer Kolumne zur WM 2010: Die Kritik ist eckig. Markus Ehrenberg

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