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Der Ball ist ECKIG: Teamgeist verdrängt Starkult

Trotz aller Wehmut: Weder der Fußball noch die Berichterstattung darüber befindet sich in einer Krise. Auch wenn das positive Bild einige Schönheitsfehler aufweist.

Wie schön wäre eine deutsche Finalteilnahme gewesen. Zur Wehmut gesellt sich aber das Gefühl, letztlich sei es gerecht zugegangen. Ganz knapp unter der Weltspitze, da steht nun der deutsche Fußball.

Er ist keineswegs in der Krise, sondern präsentiert sich so wie das Land gerne wäre: leistungsfördernd, multikulturell, dynamisch, jugendlich, erneuerungsfähig. Auch nicht in der Krise ist das „alte Europa“. Kaum sind Frankreich, England und Italien gescheitert, drängen drei andere glänzende Fußballmächte nach vorn. Und erst recht nicht in der Krise ist das Fernsehen. Es expandiert in alle Richtungen, das Gucken selbst wird vom privaten Tun zum öffentlichen Ereignis. Der Fernsehfußball stiftet Gemeinschaft und bietet Anlass zu Feier und Vergnügen. Die Kommentatoren gewinnen an Souveränität, die grafische Aufbereitung wird klarer, den Kameras entgeht nichts. Das Bedürfnis nach Vor- und Nachbereitung wächst. Fraglich bleibt, ob Günther Jauch vor Fanmeilen und „Waldi“ am Tresen darauf eine zeitgemäße Antwort sind.

Eher die Leichtigkeit der Kombinationen wird gelobt als das nationale Gegeneinander betont. Teamgeist verdrängt den Starkult. Diesen – auch medialen – Trend haben noch nicht alle vernommen. Aber angekommen ist er in einer der schönsten Begleiterscheinungen dieser WM 2010: fast alle großen Zeitungen haben großzügig gestaltete und klug konzipierte Print-Beilagen geschaffen. „Bushido hat uns angefeuert“, sagte darin Sami Khedira; „man muss wissen, wer man ist“, erläuterte Cacau; über Taktik konnte man ausführlich lesen; es gab Momente des Erinnerns, Uruguays verrückten Elfmeter-Lupfer, Randnotizen oder den stolzen Vater von David Villa.

Selbst wenn dies in einer Zeitung ausgesprochen wird: Zur Bilanz des Schönen an dieser WM gehört auch der gedruckte Fußball, der sich eigenständig und ideenreich einfügte ins „kompakte“ deutsche Medienensemble. Bernd Gäbler

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