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Der Ball ist ECKIG: Topfschlagen mit Claus Lufen

Die Fußball-WM als Kindergeburtstagsparty: So wie beim Spiel der Frauen bleibt auch bei der medialen Darstellung noch Luft nach oben.

Von Maris Hubschmid

Da war er also, der deutsche Auftakt zur Frauenfußball-WM im eigenen Land. Unter sportlichen Gesichtspunkten betrachtet gelungen, aber mit Abzügen. Und die mediale Inszenierung? In etwa genauso. Gelungen, aber mit Abzügen.

Einer jedenfalls hat sich sämtliche Verniedlichungen über 90 Minuten verkniffen: Entgegen dem Trend, die weiblichen Merkmale und Attitüden der Spielerinnen beweisen zu wollen, konzentriert sich ARD-Kommentator Bernd Schmelzer beim Spiel Deutschland gegen Kanada auf das Wesentliche, den Fußball, und liefert einen im Großen und Ganzen stinknormalen Spielbericht ab. Einzig der Begriff „Mannschaft“ scheint ihm anfänglich nicht so recht über die Lippen kommen zu wollen, auffallend oft spricht er von der Nationalelf als „das Team“. Ferner lässt er sich zu einer Menge „Uiuiui“s, „Ohoho“s, und „Eieiei“s hinreißen, die im Männerfußball sicher einmütig als deplatziert empfunden würden.

Der Mann ist alles andere als „die Ruhe selbst“, wie er diversen Fußballerinnen im Verlauf der Partie attestiert – er möchte um Gottes Willen alles richtig machen. Kein Grund, so verklemmt zu sein.

Nicht eben bewährt hat sich die Entscheidung des Senders ARD, Claus Lufen mit der Moderation zu betrauen: Er führt durch die Halbzeitpause wie durch eine Kindergeburtstagsparty. Hach, da hat die Kerstin mit dem Kochlöffel daneben geschlagen, aber hei, war das knapp. Jaaaa, jetzt hat sie den Topf gefunden, das ist doch einen Applaus wert, Kinder! „Na, das ist doch schön, so Fans zu haben“, sagt Lufen zu Studiogast Nia Künzer, nachdem die Fanmeile in Frankfurt eingeblendet worden ist, in jovialem Ton.

Dass sich ein Pokal nicht so „rucki-zucki gewinnen“ lässt, ist Claus Lufens Schlussbilanz. Sich rucki-zucki zu blamieren, ist aber ganz einfach: zum Beispiel, wenn man Bundeskanzlerin Angela Merkel mal eben zur „Bundestrainerin“ umfunktioniert. Maris Hubschmid

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