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Medien: „Der Finanzierungsspielraum ist da“

Von Ulrike Simon Am Mittwoch ist Hauptversammlung bei der Axel Springer Verlag AG. Hitzige Debatten sind bei dieser Veranstaltung normalerweise nicht zu erwarten.

Von Ulrike Simon

Am Mittwoch ist Hauptversammlung bei der Axel Springer Verlag AG. Hitzige Debatten sind bei dieser Veranstaltung normalerweise nicht zu erwarten. Das verhindert schon allein diese Klima-Kälte im Konferenzraum „Ullstein“. Wie immer wird sich der eine oder andere Aktionär über die Länge der Hauptversammlung beschweren oder über die anschließende Buletten-Speisung oder über die unbequemen Stühle. Mit Sicherheit wird es ein Maulen geben, weil in diesem Jahr die Dividende ausbleibt.

Springer hat 2001 erstmals rote Zahlen geschrieben, 198 Millionen Euro. Der Personalabbau und weitere Sparmaßnahmen werden den Verlag aber „für das laufende Halbjahr wieder in die schwarzen Zahlen bringen. Das Halbjahresergebnis wird operativ profitabel sein und einen Jahresüberschuss ausweisen“, sagt Vorstandschef Mathias Döpfner im neuen „Stern“, der am Donnerstag, also einen Tag nach der Hauptversammlung erscheinen wird. Er, Döpfner, so will er zu verstehen geben, macht also wieder gut, was seine Vorgänger verbockt haben.

Außerdem wird er den Verlag neu ausrichten, schließlich müsse man sich darauf einstellen, „dass Teile der Werbeerlöse für immer in andere Mediengattungen wandern, insbesondere ins Internet. Schon deshalb ist es für Printunternehmen wichtig, im Online-Geschäft dabei zu sein“. Zum Online-Geschäft, das muss man zum besseren Verständnis erwähnen, gehört für Döpfner alles, was digital verbreitet wird. Auch Fernsehen. Und damit ist man bei Kirch-Media und ihrer TV-Familie ProSieben Sat 1 Media AG.

Gemeinsam mit der Verlagsgruppe Bauer, der ein knappes Drittel an RTL 2 gehört, hat Springer ein Konsortium gebildet. Bislang lediglich zu dem Zweck, Einblick in die Geschäftsbücher der insolventen Kirch-Media zu erhalten. Der Prüfungsprozess beginnt gerade. Döpfner hält sich offen, ob das Konsortium tatsächlich ein Angebot abgeben wird. Wörtlich sagt er: „Ich würde mich nicht wundern, wenn es am Ende heißt: Es ist Auktion, und keiner geht hin. Wir werden jedenfalls keinen zu hohen Preis bieten und dabei unser Kerngeschäft gefährden.“

Also alles eine Frage des Geldes. Die Kriegskasse des Springer-Verlages ist allerdings, anders als unter Jürgen Richter, einem von Döpfners Vorgängern, alles andere als gut gefüllt. Und Tafelsilber gibt es auch kaum noch zu veräußern, das hat Jürgen Richter damals schon getan. „Wir haben eine ausgesprochen geringe Verschuldung. Der Finanzierungsspielraum ist da“, antwortet Döpfner auf die Frage, wie er eine Übernahme der Kirch-Media bezahlen wolle. Springer ist demnach bereit, sich zu verschulden, um mindestens eine Sperrminorität von 25,1 Prozent zu bekommen und damit eine strategische Position im Fernsehgeschäft aufzubauen. Bertelsmann mit RTL und Gruner + Jahr auf der einen Seite, ARD/ZDF auf der anderen und Springer als Neuling dazwischen – „das bliebe ein gutes Gleichgewicht“ in der Medienlandschaft, sagt Döpfner.

Selbstsicher gibt sich der Vorstandschef. Noch hat er seinen Trumpf nicht ausgespielt, die Leistungsklage, mit der er für Ärger sorgen könnte. Damit meldet Springer Anspruch auf die vereinbarte Auszahlung der 11,5-Prozent-Beteiligung an der Senderfamilie an. Die Kirch-Insolvenzverwalter zweifeln den Anspruch an. Die erste mündliche Verhandlung findet in wenigen Wochen statt.

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