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Medien: Der Franzose führt

Deutschlandtour: Die ARD überträgt und übt noch

War es Zufall, war es Absicht, dass die Kameras am vergangenen Freitag vorwiegend beim Team um Jan Ullrich blieben und Jens Voigt und seine Mitstreiter beim Ausreißversuch arg vernachlässigten? Das ist ja schon eine Falle, wenn der übertragende Sender gleichzeitig Sponsor des Ereignisses ist und lange Zeit auch Sponsor des T-Mobile Teams um Jan Ullrich war. Zur Entlastung sei allerdings erwähnt, dass die Probleme der Bildregie auch an den anderen Tagen der Deutschlandtour auffällig waren, unabhängig von Teams und Namen.

Die Deutschlandtour. Eine kleine Schleife noch, mit Vorbildern der Tour de France, der Vuelta in Spanien oder dem Giro in Italien. Richtig groß will sie mal werden – und da Radsport für Zuschauer nur im Ziel und vor dem Fernseher spannend ist, hängt die Reifung stark von der Berichterstattung ab. Sagen wir so: In diesem Punkt pubertiert sie noch.

An den Moderatoren liegt es nicht, Hagen Boßdorf und vor allem Herbert Watterott sind exzellente Experten, sie wissen alles vom Rad und alles über ihre Fahrer. Das kam auch in dieser vergangenen Woche wieder rüber, schnörkellos, journalistisch grundsolide. Das können sie, das haben sie bei der Tour de France und den anderen großen Ereignissen dieses Sports gelernt.

Allein, bei der Tour durch Frankreich liefern die Franzosen die Bilder, die können das. Und da sollte die ARD doch im nächsten Jahr noch einmal genau hinschauen, wie es geht. Es ist nämlich möglicherweise nicht das gerade interessanteste Bild, wenn die Landschaft gezeigt wird, während wilde Positionskämpfe im Feld toben. Auch mag es ja charmant sein, wenn der Frau des sportlichen Leiters vom Team Gerolstein Blümchen zum Geburtstag überreicht werden, aber muss man’s live übertragen, wenn das Rennen rast? Und als Jan Ullrich bei der finalen alpinen Tortur nicht mehr Schritt halten konnte mit den Konkurrenten, war das für den Fernsehzuschauer nur im Resultat zu sehen. Plötzlich war er weg, wie, wann, wo, das war nur zu ahnen. Es sind doch gerade die Bilder des Leidens, der Qual, des Triumphs und der Niederlage, die Radsport faszinierend machen und solche Rundfahrten zu großen Ereignissen. Also, unterstellen wir keine Absicht, werten wir es als schludrig erledigte Hausaufgabe.

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